Manuel Neuer und sein Nachfolger
Immer wenn ich irgendwo sage, lange werden wir uns nicht mehr auf Manuel Neuer als unseren großen Rückhalt – im wahrsten Sinne des Wortes – verlassen können, schlägt mir eine Welle der Empörung entgegen. „Schwachsinn, Blödsinn, stimmt nicht“. Deshalb werde ich das Thema jetzt einfach nochmal hier aufgreifen.
Eines vorneweg. Ich bin genauso froh, wie wohl jeder Bayernfan, dass wir Manu haben. Aber ich bin eben der Meinung, dass er nicht mehr so lange wie erhofft, auf diesem Niveau spielen wird. Und einen Nacholger zu finden, das wird um einiges schwieriger werden, als einen Topstürmer zu ersetzen. Denn diese Aufgabe können nicht 3,4 andere übernehmen, wie das im Sturm beim Toreschießen der Fall ist. Solche Paraden, wie Manuel Neuer zeigt, und die wir definitiv brauchen, wenn wir auch in Zukunft in der CL weit kommen wollen, die findet man nicht so häufig. Zumindest nicht über einen längeren Zeitraum.
Wie ich zu der Aussage komme, dass Neuer in absehbarer Zeit ersetzt werden muss? Seine verletzungsbedingten Ausfälle häufen sich, noch nicht allzu sehr, aber sie tun es. Ob er in Katar schon wieder hundertprozentig fit war, oder nur das Turnier nicht verpassen wollte, das weiß wohl nur er selbst. Der Griff zur Schulter nach einer seiner Paraden zeigte jedoch, da stimmt was nicht. Oder zumindest hat er selbst Bedenken, dass noch etwas sein könnte.
Aber abgesehen von Verletzungen – Manuel Neuer zeigt immer mehr kleine Patzer, die größere Folgen haben und uns ein Gegentor einbringen, oder in Zukunft einbringen können. Toni Schumacher, Oli Kahn, die Liste ist natürlich noch länger – sie alle haben bis zu ihrem letzten Spieltag Bälle rausgefischt, denen andere Torhüter nur nachschauen können. Aber auch bei jedem von ihnen war es irgendwann so, dass sich Fehler eingeschlichen haben. Erst einige wenige, denn immer mehr. Fehler, die sie vorher nie gemacht hatten. Bestes und bekanntestes Beispiel ist wahrscheinlich unser Vorstandsvorsitzender selbst, Oli Kahn. Unvergessen seine Paraden bis zum Halbfinale bei der WM 2002 – und sein tragischer Fehler im Finale. Ebenso Toni Schumacher, der bei der WM 1986 in Mexiko glänzte, dem im Finale aber ein großer Fehler beim 0:1 für Argentinien unterlief. Und nun auch Manuel Neuer in Katar, der – wie nicht nur Lothar Matthäus gesagt hat, Fehler machte, die untypisch sind für ihn. Mittlerweile, und da muss ich unserem Lothar widersprechen, werden sie aber häufiger, typischer. Natürlich können Fehler immer passieren, und bei einem Torwart haben sie nunmal große Auswirkungen. Aber es sind auch die kleinen Nachlässigkeiten, die sich bei vielen großen Torhütern langsam und unauffällig eingeschlichen haben. Sie fallen zunächst kaum auf, denn dem gegenüber stehen nach wie vor große Paraden. Aber sie häufen sich. Und das tun sie in den letzten Wochen und Monaten eben auch bei Manuel Neuer, der Bälle vertändelt, die dann beim Gegner landen, der immer mal wieder zu weit vor dem Tor steht, Dinge, die manchmal gut ausgehen und dann schnell als lustig abgetan werden. Nimmt man sie aber alle zusammen, erkennt man ein Muster. Und genau das erkenne ich mittlerweile auch bei Manuel Neuer. Die sich häufenden Fragen ob „Manuel Neuer noch unantastbar“ sei, kommen nicht von ungefähr.
Und wenn wir dann tatsächlich „koan Neuer“ mehr haben, irgendwann, dann sollte halt längst feststehen, wer in seine großen Fußstapfen treten kann.
Wie immer gilt natürlich, ich hoffe, ich habe nicht so schnell Recht und auch Manu bleibt uns noch lange auf Top-Niveau erhalten. Aber ich sehe nunmal auch diese „Kleinigkeiten“, die sich gerade zunehmend bei ihm einschleichen…