Das Phänomen Upamecano – oder Der aktuelle FC Bayern
5:0, 5:1, 4:0, 4:0, 0:5, 5:2, 5:2…unter 4 oder 5 Toren scheint es beim FC Bayern derzeit nicht zu gehen. So rum oder eben auch andersrum. Die Berichte über das Rückspiel gegen Benfica Lissabon überschlagen sich größtenteils vor Begeisterungsrufen. Klar, der FC Bayern hat mal wieder gezeigt, dass er gewinnen kann. Hat das Achtelfinale der Champions League erreicht. Hat auch über weite Strecken das Spiel dominiert. Da darf man sich schon freuen. Da muss man nicht „typisch deutsch“ wieder das Haar in der Suppe suchen. Täte ich auch nicht. Wenn nicht eben auch mal so Spiele wie gegen Mönchengladbach dabei wären. Und vor allem, wenn nicht manchen Spielern neben richtig tollen Aktionen immer mal wieder absolute Schnitzer unterlaufen würden. Deshalb habe ich bei jeder guten Phase, die ein Gegner hat, immer wieder ein bisschen Angst. Auch das Spiel gegen Lissabon war bei weitem nicht so klar gewonnen, wie das Ergebnis vermuten lässt. Es gab Phasen, da war Benfica nah dran, sehr nah dran, das Spiel zu kippen. Hätte der FC Bayern dann einen Gang höher geschaltet? Oder wäre er wieder ins Schwimmen geraten?
Was das alles mit Upamecano zu tun hat? Stimmt, über den wollte ich ja etwas schreiben. Habe ich auch. Denn für mich steht er gerade etwas symptomatisch für den FC Bayern. Dass Dayot ein toller Spieler ist, steht außer Frage. Doch die starken Gegensätze in seinem Spiel sind es, die mir etwas Sorgen machen. An einem Gegentor mit Schuld – am anderen Tor mit einem super Pass zu einem Mitspieler beteiligt. Selbst Robert Lewandowski hatte gegen Benfica dieses Phänomen. Vergebene Superchance – 3 super Tore.
4:0, 0:5, 5:2… Wo hakt es da, dass der FC Bayern eben nicht „unschlagbar“ ist, wie nach hohen Siegen oft zu lesen ist: „Wer kann die Bayern stoppen?“ Wieso sind die Unterschiede so stark zwischen „unschlagbar“ und „total durch den Wind“. Ich denke, das macht es auch für einen Trainer etwas schwerer, daran zu arbeiten. Sind es nur Kleinigkeiten, die ab und zu mal nicht so gut klappen, kann man das viel leichter abstellen. Ist es ein kollekives Versagen, ist es schwerer, einen Punkt zu finden, an dem man ansetzen kann. Die doch hohen Siege täuschen meiner Meinung nach ein bisschen darüber hinweg, dass die Siege oft gar nicht so klar sind, wie sie aussehen, wenn man nur das Ergebnis, die Zusammenfassung der Highlights oder vielleicht den FC Bayern durch die rosarote Brille des richtigen Fans sieht.
Mir fehlt ein bisschen die Konstante im Spiel des FC Bayern. Wenn ein Serge Gnabry auf der einen Seite unglaublich herausgespielte Tore schießt – sich auf der anderen aber Fehlpässe leistet, die den Gegner wieder ins Spiel bringen. Wenn selbst ein Robert Lewandowski 3 wunderschöne Tore schießt, einen Elfmeter aber plötzlich so unkonzentriert wie noch nie angeht. Oder eben das „Phänomen Upamecano“. Der regelmäßig an Toren und Gegentoren gleichermaßen beteiligt ist. Ist es die Konzentration? Die Gewissheit im Hinterkopf, dass es schon irgendwie wieder ein 5:0 werden wird? Ich denke, da muss Julian Nagelsmann ansetzen. Eine gewisse Konstante finden und reinbringen. Damit gute Phasen des Gegners nicht dem Ergebnis gefährlich werden können.
Fehler können immer passieren. Es wäre aber schön, wenn jeder Spieler dann immer alles so dransetzen würde wie Robert Lewandowski, der nach seinem verschossenen Elfmeter gegen Benfica trotz seiner 3 Tore bis zur letzten Spielminute noch um ein weiteres Tor gekämpft hat.