Dahinten ist Lothar Matthäus…
Lothar Matthäus war und ist immer für eine Ablenkung gut. Das war vor 30 Jahren nicht anders als heute.
Hinter den Kulissen geht es hoch her beim FC Bayern. Was muss, was kann geändert werden, um mit dem wohl besten Trio, das der deutsche Fußball zu bieten hat – Rummenigge, Hoeneß, Tuchel – den FC Bayern wieder an die Spitze im europäischen Fußball zu bringen. Daran dürften die drei Herren gerade tüfteln. Und sie machen es gut.
Nach außen dringt so gut wie nichts. Die Barcelona-Posse um Joshua Kimmich ist da sicher eine willkommene Ablenkung von anderen Dingen, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Zumindest im Moment. Denn Kimmich ist ja erstmal wegen Nationalmannschaft und Urlaub weit weg von der Säbener Straße.
Anders wäre es sicher, wenn die Spieler bereits wieder zurück im Training wären. Dann würde Uli Hoeneß sicher ein Machtwort sprechen. Um nicht gleich wieder Unruhe ins Team zu bringen. Und um einem erkämpften Abgang wie bei Robert Lewandowski ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hoeneß zulässt, dass sich so ein unrühmliches Wechseldrama wiederholt. Und dann womöglich noch zur Regel wird.
Aber aktuell kommt ihm die Ablenkung vielleicht sogar sehr gelegen. Jede, aber wirklich jede Zeitung, jedes Onlineportal, jeder Sport-Kanal hat bereits drüber berichtet. Manche haben den Wechsel von Kimmich bereits als so gut wie sicher dargestellt. Und Kimmich einen ähnlichen Weggang wie Lewandowski angedichtet. Passt eben so gut. Die einen haben was zu schreiben in der sonst langweiligen Sommerpause, die anderen können in Ruhe den wirklich wichtigen Themen nachgehen.
Eine Prise Ablenkung gab’s von Hoeneß sogar noch oben drauf: den kleinen Zwist mit Lothar Matthäus. Denn der war schon immer für Ablenkungen gut. Ich erinnere mich an die 1990er Jahre beim FC Bayern.
Wurden damals einem Spieler doch einmal die um Autogramme bittenden Fans etwas zu viel, haben sie gerne mal ein „Dahinten ist Lothar Matthäus“ losgelassen. Und schwupp – weg war der Großteil der Fans. Auf der Suche nach dem vermeintlichen Matthäus. Der mal tatsächlich da war, mal aber auch nicht… Ein paar solche Spaßvögel gab es damals unter den Spielern.
Scheint heute immer noch zu funktionieren. Wie damals die Autogrammjäger, haben sich heute fast alle berichterstattenden Medien darauf gestürzt. Um andere Themen geht es gerade kaum. Über Spieler, die Thomas Tuchel haben möchte oder angeblich vergrault haben soll, wird ab und zu noch debattiert. Tuchel selbst hat sich jedoch, im Gegensatz zu Nagelsmann, der immer für eine Schlagzeile gut war, erstmal ganz aus der Schusslinie genommen. Die Spekulationen um einen neuen 9er sind gerade so gut wie verstummt. Und nur noch wenige wundern sich, dass sich der FC Bayern offenbar mit der Wahl eines Nachfolgers für Hasan Salihamidžić Zeit lässt.
Und inzwischen läuten 3 oder 4 Herren eine neue Ära ein beim FC Bayern. Zumindest scheinen sie das vor zu haben. Wir alle hoffen, dass sie es schaffen, und dass in ein paar Wochen das wichtigste Mosaiksteinchen im Gefüge dann auch wieder mitziehen kann, die Mannschaft.
Über die wird dann bald erneut geschrieben und diskutiert werden. Spätestens, wenn bald wieder ein roter Audi an der Säbener Straße vorfährt. Vorerst heißt es aber erstmal: „Dahinten ist Lothar Matthäus“…