Fußball und die Gewalt – eine schwierige Verbindung
Im Umfeld des FC Bayern kennt man derzeit vor allem ein Thema. Nein, es ist nicht die kleine Krise, die eine dänische Journalistin in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Kopenhagen angesprochen hat – was von Joshua Kimmich gekonnt weggelächelt wurde, dann sich aber im Spiel fast bewahrheitet hätte.
Es ist das Thema Jérôme Boateng. Und das Thema Gewalt gegen Frauen, welcher Art auch immer. Körperlich oder verbal. Auch in Spanien gibt es aktuell dieses Thema, bekannt geworden unter der Bezeichnung „Kuss-Skandal“. Und auch hier zieht es immer größere Kreise.
Als Fußballfan finde ich es schade, dass solche Themen den Sport selbst in den Hintergrund drängen und der Fusball dadurch wieder in die Ecke „niedriges soziales Niveau“ gedrängt wird.
Als Frau hingegen finde ich es gut, dass der Fußball dazu beiträgt, dass solche Themen vermehrt an die Öffentlichkeit gelangen. Denn es sind ja bei weitem nicht nur Fußballerinnen oder Frauen von berühmten Fußballern, denen Ähnliches widerfahren ist. Was aber nie bekannt wird, eben weil es sich um ganz normale Menschen handelt, die nicht täglich in den Medien sind. Insofern muss man dem Fußball fast dankbar sein, dass er dazu beiträgt, dass so wichtige Themen nicht mehr verschwiegen werden.
Irgendwie werden sie es dann aber doch, verschwiegen. Weil es bequemer ist? Die Unschuldsvermutung, ja, die gilt bei uns in Deutschland natürlich. Und das ist auch sicher gut. Und dass Spieler ihren ehemaligen Kollegen eher als solchen sehen und behandeln, als als jemanden, der sich im Gerichtssaal verantworten muss, das ist auch verständlich. Dass der FC Bayern niemanden fallen lässt, der sich auf die eine oder andere Weise etwas außerhalb der Legalität bewegt, hat der Verein schon des öfteren bewiesen. Im Grund ist das eigentlich bewundernswert. Aber die Art und Weise, wie man nach außen hin damit umgeht, das ist es, was die Sache in diesem Fall problematisch macht.
Dass Spieler, Trainer und Funktionäre sich nicht hinstellen und jemanden verurteilen, ist wie gesagt verständlich. Aber ich denke gerade bei diesen aktuellen Sachverhalten, wäre es doch angebracht, sie etwas weniger als Banalität abzutun. Gewalt, gegen wen und in welcher Form auch immer, darf nie verschwiegen werden. Ein „Wir verurteilen Gewalt gegen Frauen, Jérôme Boateng ist aber ein verdienter Spieler bzw. Kumpel von uns. Deshalb sitzen wir ein bisschen zwischen den Stühlen…“ So oder ähnlich wenn es vom FC Bayern von Anfang an kommuniziert worden wäre, hätte man es vielleicht eher akzeptieren können. Sollte Boateng wirklich wieder einen Vertrag beim FC Bayern bekommen, dann MUSS vom Verein – und von ihm selbst – etwas mehr kommen, als ein reines, juristisches Verstecken hinter der „Unschuldsvermutung“.