Wie golden ist der Ballon d’Or?
Diese Tage wird es wohl erneut ein Thema nach ganz oben schaffen in der Fußballwelt: die langerwartete Vergabe des Ballon d’Or. Wer hat ihn verdient? Aus Sicht des FC Bayern kann es da natürlich nur eine Antwort geben. Aus Sicht von anderen Vereinen wären sicherlich auch einige weitere noch gut mit im Rennen. Ich gebe es gleich mal zu. Ich würde für Lewandowski stimmen. Bei der Vergabe geht es schließlich um die vergangene Saison. Und da war der Nationalspieler ganz einfach Weltklasse. In der Bundesliga ebenso wie bei der EM in der Nationalmannschaft. Seine Leistungen, Rekorde und Titel der vergangenen Saison kennt jeder. Die braucht man nicht mehr aufzuzählen.
Ein paar Leaks sind angeblich aufgetaucht. Lewandowski ja. Lewandowski doch nicht. Perfekt, um das ganze immer wieder anzuheizen.
Andere Länder haben Messi geleaked.
Lassen wir aber Messi und Ronaldo mal beiseite. Darüber wurde schon genug spekuliert. Ronaldo erscheint sowieso kaum mehr unter den Favoriten. Von Mbappé spricht irgendwie auch keiner mehr. Und von Brasiliens Neymar schon gar nicht. Ebenso wenig von Erling Haaland. Wieso eigentlich, wenn den doch angeblich gerade jeder Verein haben möchte?? Benzema, Lukaku und de Bruyne werden ab und zu noch als Favoriten auf Platz 1 genannt. Letzterer wurde zitiert, dass er selbst hingegen Lewandowski vorne sieht.
Schauen wir uns aber mal Bonucci und Jorginho an. Der eine spielt bei Juve, der andere, auch ein halber Italiener, beim FC Chelsea. Der knapp 30-jährige Jorginho hat in den letzten 5 Jahren in der Nationalmannschaft bei 42 Einsätzen 5 Tore geschossen. Zum Vergleich: Robert Lewandowski kommt bei 128 Einsätzen auf 74 Tore. Allerdings bei 8 Jahren mehr. Und schließlich ist Jorginho auch kein Stürmer, sondern im defensiven Mittelfeld. Insofern ist der Vergleich für ihn gar nicht mal so schlecht, wenn auch nicht wirklich geeignet. In der relevanten Saison 20/21 hatte Jorginho 12 Einsätze in der CL bei 1 Tor, er ist aktuell Europas Fußballer des Jahres, Euopameister und CL-Sieger. Für seinen Nationalmannschaftskollegen Giorgio Chiellini, den wiederum der Ex Bayernspieler Sando Wagner kürzlich als seinen Favoriten bezeichnete, hat Jorginho den Ballon d’Or verdient.
Mit Leonardo Bonucci, ebenfalls ein Verteidiger, aber mit großem Torinstinkt, ist ein weiterer Italiener nominiert, der immerhin einer der Favoriten vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern Karl-Heinz Rummenigge ist. Juve-Star Bonucci war 2017 bereits unter den Nominierten war. Seine Tore schießt er mit rechts, links oder auch per Kopf, was seine Vielseitigkeit unterstreicht.
Viele der 30 Nominierten sind um die 30 Jahre und älter. Erfahrung, konstante Leistung und Spielpraxis zählen also durchaus bei einer der begehrtesten Trophäen unter den Profifußballern. Und von all dem hat Robert Lewandowski sicherlich genug, um dieses Mal auf Platz 1 zu landen. Plus seine Tore und seine Rekorde. Der „Negativpunkt“ Nationalmannschaft, der immer mal wieder als Gegenargument vorgebracht wird, dürfte meiner Meinung nach eigentlich weniger negativ ins Gewicht fallen. Im Gegenteil. Geht es doch hier um die Leistung eines Spielers, nicht ausschließlich um die Titel seines Teams. Und diese Leistung hat Lewandowski in der Nationalmannschaft wahrlich schon gezeigt, und das obwohl es eben in einem Team, das nicht zu den ganz Großen im Profifußball gehört, um einiges schwerer ist wirklich gute Leistungen zu zeigen.
Oliver Kahn brachte in seiner Rede bei der Jahreshauptversammlung 2021 auf den Punkt, was trotz aller aktuellen Querelen und Meinungsverschiedenheiten in und um den Verein wohl jeder Bayernfan unterstreichen kann: Würde Robert Lewandowski den Ballon d’Or nicht gewinnen, würde es ihn zutiefst enttäuschen.
Sollte Lewandowski dieses Jahr die Auszeichnung wieder nicht erhalten, zweifle auch ich nicht nur am Fußballverstand der Wahlberechtigten, sondern sehe die gesamte Auszeichnung als nicht mehr so relevant an.