Wo ist unser FC Bayern?
Einen gemütlichen Fußballabend mit einem deutlichen Sieg des FC Bayern, das haben sich wohl viele Bayernfans erhofft. Von “ Freilos“ war sogar die Rede, aller Warnungen zum Trotz vor dem Team von Villareal, die zuvor immerhin Juventus Turin aus dem Wettbewerb geworfen hatten. Doch was dann wieder passierte, damit hatte wohl nicht mal Oliver Kahn gerechnet, der vor dem Anpfiff zumindest noch brav die Favoritenrolle abgegeben hat. Es kam nämlich – nichts. Kein Siegeswille, kein Aufbäumen, kein Kampfgeist, so gut wie keine Torchance. Dafür aber Nachlässigkeit – und Chancen über Chancen auf Seiten der Spanier.
Es war nicht das schlechteste Spiel des FC Bayern in diese Saison. Und trotzdem, ein 3:0 wäre wahrscheinlich der passendere Endstand gewesen. Bleibt also wieder die Frage, woran es liegt, dass die Mannschaft mal wieder das in dieser Saison so typische Kollektivversagen gezeigt hat – was es eben so schwierig macht, einen Ansatz zu finden, um gezielt etwas dagegen zu unternehmen. Es war weder die viel gescholtene Abwehr, die wirklich Schuld am Verlauf dieses Spiels hatte, noch die wieder kaum sichtbaren Müller und Lewandowski, die eigentlichen Stützen der Mannschaft. Es waren keine besonders auffälligen oder ständig wiederkehrenden, individuellen Fehler einzelner Spieler. Es war kein Pech durch zu viele vergebene Chancen. Es war einfach – nichts. Nein, auch die Transferpolitik von Hasan Salihamdžić ist nicht schuld. Denn da stehen unzählige, teure Spieler auf dem Platz, die eigentlich jeden in Grund und Boden spielen könnten. Allerdings auch viele Langzeitverletzte wie Goretzka oder Davies. Auch Coman oder Kimmich waren in dieser Saison lange Zeit nicht auf dem Feld. Alles Spieler, die vermutlich noch nicht wieder 100% bei ihrer Leistung und Durchsetzungskraft von vor der langen Pause angekommen sind. Seit einigen Wochen scheint es auch so, als wären dem FC Bayern ein bisschen der Teamgeist, der Zusammenhalt und die gemeinsame Freude am Spiel abhanden gekommen. Zudem bleibe ich bei der Meinung, dass der FC Bayern mit seinem komplett bis ins allerkleinste Deteil durchdachten Spiel und aufgeschlüsselten System von Julian Nagelsmann einfach zu durchschaubar geworden ist. Und zu ideenlos. Wie schon bei den ähnlichen Niederlagen zuvor auch. Der Gegner spielt nicht mit. Das System funktioniert nicht. Mannschaft und Trainer haben keinen Plan B. Es wird nicht immer funktionieren, dass die Mannschaft im Rückspiel ein komplett anderes Gesicht zeigt. Zumal es spätestens im Finale auch kein Rückspiel mehr gibt. Und dann kann auch ein hochgelobter Trainer wie Julian Nagelsmann froh sein, wenn er wenigstens noch – so spät wie selten – die Meisterschaft für sich entscheiden kann.