Was ist eigentlich Wertschätzung?
Wer das mit der „fehlenden Wertschätzung“ eigentlich aufgebracht hat, Medien oder tatsächlich ein Spieler, ist vielleicht nicht mehr 100%ig nachvollziehbar. Aber was ist eigentlich Wertschätzung? Für manchen Bayernfan und Twitter-User ist es bereits das „Unwort des Jahres“.
Im Duden hat das Wort Wertschätzung gerade mal die Häufigkeit 2 von 5. Ich denke, Bayernfans können das locker toppen.
Wikipedia sagt, es ist die „positive Bewertung eines anderen Menschen“. Ok. Müller, Gnabry und Lewandowski werden aufgrund ihrer aktuellen Leistung gerade nicht unbedingt positiv bewertet. Wertschätzung, so Wikipedia, betrifft aber den Menschen als Ganzes. Gibt es deshalb gewisse Zeitungen und sonstige Paparazzi, die versuchen, von den Spielern in allen möglichen Situationen ein Foto zu bekommen, das als Beweis für irgendeine private Geschichte dienen soll? Spaß beiseite. Wertschätzung drückt sich angeblich auch aus in „Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit“. Also Interesse und Aufmerksamkeit kriegen einige Spieler wirklich JEDEN Tag. Freundlichkeit mal mehr, mal weniger, meistens abhängig von der erbrachten Leistung oder wie die Fans in den sozialen Medien grad so drauf sind. Da fehlt schon öfters mal die „Wertschätzung“. Hassan Salihamidžić und seine Familie können aktuell wohl ein Lied davon singen.
Der Duden erklärt Wertschätzung auch mit „Ansehen, Achtung; Anerkennung; hohe Einschätzung‘. All das bekommen die Spieler je nach Leistung von Medien und Fans.
Aber anscheinend geht es ja um die „Achtung, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit…“ innerhalb des Vereins, vermutlich zwischen Vereinsbossen und Spielern. Was kann da also die „Wertschätzung“ sein? Wer alle diese Annehmlichkeiten, Top-Behandlungen, Top-Autos, all die Bequemlichkeiten bei Anreise und Aufenthalt vor einem Spiel bekommt, der kann das wohl kaum als fehlende Wertschätzung meinen. Denn dafür darf man als Verein schon auch einiges an Einsatz fordern, zumal jeder Spieler vor Vertragsunterzeichnung weiß, auf welchem Niveau der FC Bayem spielt oder spielen möchte, und welcher persönliche Einsatz dafür nötig ist.
Bleiben noch 2 Faktoren: das Menschliche und das Geld. Wer Millionen verdient für eigentlich einen ganz normalen Job, der hebt sicher gerne mal ab und sieht ein paar Millionen weniger bestimmt als fehlende Wertschätzung. Solange nicht alle gleich viel verdienen, was nie der Fall ist, wird auch gerne mal als fehlende Wertschätzung angesehen, wenn man selbst weniger verdient als andere. In dieser Höhe des Gehalts sollte mit diesem Neid aber doch auch irgendwann Schluss sein. Scheint aber wohl nicht so zu sein. Das Geld könnte also durchaus gemeint sein mit „fehlender Wertschätzung“.
Oder ist es doch zuwenig Lob, mal ein „gut gemacht“ oder „tolles Spiel“ von den Vereinsbossen in Richtung Spieler? Ein freundlicher und vor allem respektvoller Umgang untereinander. MiasanMia. Jeder sollte wichtig für das Team sein. Die große FC Bayern-Familie. Denn das ständige „Weiter. Immer weiter“, das kann einen Menschen kaputt machen. Gerade Oliver Kahn müsste das aber zumindest wissen. Hat er es nicht vor einiger Zeit selbst erzählt, das ihm genau das als Spieler auch mal zu viel wurde?
Aber wie auch immer, was es auch immer ist: Ich denke jeder Spieler weiß, worauf er sich beim FC Bayern einlässt. Und jeder, der von „fehlender Wertschätzung“ spricht, jammert hier auf sehr hohem Niveau.
Geht mal zurück zu den Ursprüngen des Fußball. Als das Trikotwaschen noch reihum ging unter den Spielereltern. Als man nicht in Luxushotels und -Trainingslagern übernachtete, sondern am Spieltag noch im Stau stand. Eine Zeit, in der man noch nicht entscheiden musste, ob man mit einem Audi oder Porsche zum Vereinsheim fährt. Eine Zeit, in der maximal die Lokalzeitung über ein Spiel berichtet hat, und nur ein paar hundert Fans um den Rasen herum verteilt standen. Und eine Zeit, in der ihr nicht um 10 Millionen mehr im Vertrag, sondern lediglich um heutzutage anscheinend so etwas Banales wie den Sieg gekämpft habt.