Wer keine Probleme hat, macht sich welche
Wir erinnern uns an die letzte „Krise“ des FC Bayern im Herbst, als Trainer Julian Nagelsmann sogar schon der Abschied vorausgesagt wurde. Und wir erinnern uns an die Antwort des FC Bayern. Die Krise war überwunden, noch ehe alles darüber geschrieben war. Doch der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern, wenn das neue Jahr nicht gleich wieder richtig losgehen würde. Manuel Neuer löst ein Torwartbeben aus, die Gerüchte über seine Rückkehr oder Nicht-Rückkehr reißen nicht ab und gipfeln (erstmal) in der Trennung von seinem Vertrauten und Torwarttrainer Toni Tapalović. Durch Serge Gnabrys Kurztrip nach Paris lässt sich sogar Sportdirektor Hasan Salihamidžić zu ungewöhnlich harten Aussagen hinreißen. Als wäre Gnabry der erste und einzige Spieler des FC Bayern, der jemals eine Pause nicht zur Regeneration genutzt hatte. Alphonso Davies zum Beispiel war im vergangenen Jahr ebenfalls auf der Fashion Week in Paris, und zwar während seines Ausfalls aufgrund seiner Herzmuskelentzündung. Und er jettete damals nicht nur nach Paris. Manch andere, die an einer Herzmuskelentzündung leiden, sind froh, wenn sie überhaupt irgendwohin fahren können. Bis nach Paris sicher nicht. Bei Serge Gnabry wird aber ein Wirbel veranstaltet, der eines vermuten lässt – man hat gerade sonst nichts, was ein bisschen hollywoodreif wäre. Schließlich scheint die Torwartkrise mit Yann Sommer dann ja erstmal ein schnelles Ende gefunden zu haben. Ich bin auch gespannt, wann Julian Nagelsmann wieder zum „Mister (1:1-) Unentschieden“ und sein Posten wieder zur Diskussion ausgeschrieben wird. Wenn schon, dann gleich richtig. Wäre doch mal wieder an der Zeit. Wenn keine Krise da ist, dann macht man sich eben selbst eine. Irgendetwas findet sich doch immer. Man muss nur genau suchen. Oder wie Joshua Kimmich zu seinem Traumtor gegen Köln sagte: „Ein blindes Huhn und so…“