Das lange Warten auf den Eklat
Es war wie das lange Warten auf den Eklat. Sie ist vorbei, die Jahreshauptversammlung 2022 des FC Bayern München. Und sie ist relativ ruhig gewesen. Das Mia san Mia-Gefühl, im vergangenen Jahr an gleicher Stelle abhanden gekommen, war wieder da. So dachte ich zumindest, während ich die Veranstaltung mitverfolgte. Aber irgend etwas scheine ich verpasst zu haben. Denn vom „Katar-Krach“ konnte man danach lesen. Hörte sich für mich auf den ersten Blick wie eine Wiederholung der Vorjahres-Tumulte an. War aber nur eine -zugegeben lächerliche- Stichelei von Uli Hoeneß am Rande der Veranstaltung gegenüber FC Bayern-Mitglied Michael Ott. In den Vorberichten und in manchem Live-Ticker spürte man regelrecht die Hoffnung, dass es endlich einen neuen Eklat geben würde. Doch dem hat Präsident Hainer gleich zu Beginn recht gut vorgebeugt, indem er das Thema von sich aus angesprochen und in ruhigere Bahnen gelenkt hat.
Und so musste Hainer selbst eben für den nächsten Versuch herhalten, einen Eklat zu finden. Eine „Watsch’n“, ein „Denkzettel“ für und ein „Protest“ gegen Herbert Hainer sei seine Wahl gewesen. Oh je, wurde der arme Mann etwa abgewählt? Habe ich was verpasst? Nein, 83,3% hat er bekommen, und führt dieses ach so schlechte Ergebnis (letzte Wahl: 98,1%) sogar selbst auf das Reizthema Katar zurück. 83,3% – jeder Politiker würde sich freuen.
Die Jahreshauptversammlung nähert sich dem Ende, und immer noch ist kein Eklat, kein wirklicher Skandal ist Sicht. Doch halt, es gab ja noch die laut Bayerns Mediendirektor Stefan Mennerich „vage Bombendrohung“ ganz zum Schluss. Und somit, endlich endlich, nach über 4-stündigem Warten, Hoffen und Bangen, gab es somit doch noch etwas Negatives, das einem Eklat mindestens ebenbürtig war. Oder, wie der Kicker so treffend geschrieben hat: „Und so nahm die Jahreshauptversammlung doch noch ein unschönes Ende.“ Was für ein Glück! (Ironie off)