Das System Nagelsmann
Es sieht gut aus, das System des Julian Nagelsman, genannt das „System Nagelsmann“.
Die gegnerische Kette auseinanderziehen, Alphonso Davies sehr hoch schicken, die Passwege frei kriegen, die Gestaltung der Boxbesetzung…
Jeder hat seinen Platz, ein tolles System ein perfektes Stellungsspiel. Es hört sich gut an. Sieht auch gut aus. Und schafft Räume. Bei den meisten Spielen, und erstmal bei den schwächeren Gegnern funktioniert das schon sehr gut.
Aber ist das noch Fußball oder schon eher Football?
Julian Nagelsmann scheint mir sehr ein Kopfmensch zu sein, will alles unter Kontrolle haben, nichts dem Zufall überlassen. Was ja im Grunde nicht schlecht ist. Nur wo bleibt die Komponente Gegner? Das System schafft Räume, aber manchmal auch für den Gegner, ein ungenaues Zuspiel und der Konter wird gefährlich. Und was ist, wenn das System mal nicht so funktioniert, wie es das auf dem Papier soll? Wo bleibt die Kreativität und die Eigeninitiative der Spieler, wenn das System gerade nicht so klappt? Dann sieht es so aus, als würde auch den Spielern des FC Bayern oft nichts Eigenes mehr einfallen. Und das weckt schlechte Erinnerungen an ein anderes System, an dem viel zu lange festgehalten wurde. Nennen wir es das „System L“. Dreierkette und Ballhalten. Und dann? Nichts. Das System funktioniert nicht – Das Spiel ist verloren.
Fußball sollte nicht auf dem Whiteboard entschieden werden. Er sollte nicht nur theoretisch sein. Mich würde es mehr freuen, wenn die Spieler auch selbst etwas kreativer bleiben können. Das System aufbrechen, wenn es nicht 100%ig klappt, für einen Überraschungsmoment sorgen, sich selbst etwas einfallen lassen.
Gegen Eintracht Frankfurt zum Beispiel war das System Nagelsmann zuweilen da, aber es hat eben nicht ganz funktioniert. Also 1:2. Ich bin gespannt, was passiert, wenn das System bei einem noch stärkeren Gegner einmal nicht funktioniert.
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