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Allgemein / Bundesliga

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Oder keinen Neuer…. Eigentlich dürfte doch allen Beteiligten vor dem Transfer klar gewesen sein, dass ein Yann Sommer kein Manuel Neuer ist. Dabei geht es nicht mal so sehr um das Sportliche. Denn auch Manuel Neuer hat in den Wochen und Monaten vor seiner Verletzung einige Unsicherheiten gehabt und Fehler gemacht, die er früher nicht gemacht hätte. Dass der FC Bayern über kurz oder lang einen Neuer-Ersatz braucht, ist klar. Auch ich habe das schon mal thematisiert und Neuer bereits das Karriereende vorausgesagt.

Was Manuel Neuer im Gegensatz zu Yann Sommer allerdings weiterhin hat, abgesehen von seiner sportlichen Leistung, ist Autorität. Auf und neben dem Feld. Auch, wenn sich immer mal wieder Patzer einschleichen, die auch schon zu gefährlichen Situationen geführt haben, Manuel Neuer hält die Hintermannschaft zusammen. Was in den letzten Jahren ja bei den ebenfalls nicht vor Fehlern gefeiten Abwehrspielern kein unwesentlicher Faktor ist. Er ist eine der sehr selten gewordenen Führungspersonen, etwas, was die Mannschaft des FC Bayern neben einem Stürmer gerade schmerzlich vermisst. Da bekommt der Ausdruck „Da fehlt es vorne und hinten“ gleich eine ganz andere Bedeutung. Aber Spaß beiseite. Um einen Manuel Neuer zu ersetzen, braucht es eben mehr als „15 Minuten“. Wir erinnern uns an die diesbezügliche Aussage von Julian Nagelsmann vor dem ersten Spiel von Yann Sommer für den FC Bayern. Wie Julian Nagelsmann als Trainer, könnte auch Yann Sommer als Torwart gar nicht mal so sehr am Sportlichen scheitern. Sondern an der nicht vorhandenen Fähigkeit, ein Team zu führen, ein Leader zu sein. Nicht umsonst ist eine Auswechslung oder Nichtaufstellung von Thomas Müller immer wieder ein großes Thema. Auch hier geht es nicht unbedingt (nur) um die sportliche Leistung. Eine wirkliche Führungsperson ist Thomas Müller zwar auch nicht, aber er kann das Team allein durch seine Art und seine Präsenz zumindest ein bisschen zusammen halten. Auf und neben dem Platz.

Ebenfalls eine Parallele zu Julian Nagelsmann ist es, dass Yann Sommer sehr kurzfristig verpflichtet werden musste, als man eigentlich die Verpflichtung eines Torwarts nicht ganz oben auf der Agenda hatte. Wir erinnern uns: Gestern noch in Gladbach, heute schon im Tor des FC Bayern. Die bereits erwähnten 15 Minuten, die offensichtlich nicht ausreichen. Nachdem Hansi Flick seinen Weggang bekannt gegeben hatte, musste auch relativ plötzlich ein neuer Trainer gefunden werden. Die gewünschten waren nicht frei oder wollten nicht, also hat man das „Projekt“ Julian Nagelsmann gestartet.

Wie Nagelsmann war auch Yann Sommer in dem Moment sicher eine gute Lösung, wahrscheinlich sogar die beste, wenn man die damaligen Möglichkeiten bei beiden jeweils betrachtet. Die Nummer 1 musste man Sommer wohl garantieren, denn außer Sven Ulreich wird kein besserer Torwart mit der Nummer 2 vorlieb nehmen. Also musste Ulreich auf die Bank, obwohl er sportlich gesehen mindestens genauso gut wie Yann Sommer ist. Und, lassen wir mal die schon viel zu oft zitierten Zentimeter mehr an Körpergröße außer Acht, er hat bei seinen Einsätzen gezeigt, dass er zumindest die Abwehr vor ihm dirigieren kann. Etwas, das man bei Yann Sommer nicht so empfindet. Er ist keine Führungsperson, wie ihn der FC Bayern braucht. Wie bereits gesagt: Auf und neben dem Feld. Das könnte übrigens auch das Problem sein, nach dem Thomas Tuchel gerade sucht. Nagelsmann hat seinen Spielern sehr viel vorgegeben, dadurch fehlte die Kreativität.

Tuchel setzt mehr auf die eigenen Ideen der Spieler auf dem Platz. Man hat sie im Ansatz schon gesehen gegen Manchester City. Aber die Umstellung von „alles genau vorgegeben“ zu „selbst auf dem Platz Ideen entwickeln“, also im Grunde ohne Führung, ist nicht so einfach. Da Thomas Tuchel aber ein Trainer ist, der eine Mannschaft wirklich leiten kann, wird er das in den Griff bekommen. Es braucht nur etwas Zeit, bis es in den Köpfen der Spieler ankommt.

Und wenn Manuel Neuer nochmal zurückkommt, hat man auch die Zeit, einen jüngeren Torwart-Ersatz zu finden und langsam aufzubauen. Aber auch das braucht seine Zeit. Denn eine Schwalbe macht eben noch keinen Sommer.

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