Fußball, deine Experten…
Wie wird man eigentlich Fußball-Experte? Wir kennen sie alle, der Fußball ist ohne die Aussagen von Effenberg, Matthäus, Basler oder Hamann nicht mehr vorstellbar. Oft nerven uns diese Aussagen, aber sie regen doch immer wieder zu Diskussionen an, inspirieren zu posts in den sozialen Medien. Irgendwie wären die sozialen Medien ohne sie viel ärmer. Nehmt mal alle posts weg, in denen sich jemand über eine Aussage von einem Experten aufregt oder sich ein bisschen drüber lustig macht…ich glaube, es gäbe viele weiße Stellen.
Mich würde vor allem interessieren, ob die Experten ihre eigenen Aussagen selber glauben, oder sie nur machen, um Aufmerksamkeit oder ähnliches zu erlangen. Um dadurch überhaupt erstmal „Experte“ zu werden. Denn dafür reichen x- beliebige 08/15-Aussagen natürlich nicht. Schließlich bringen vor allem brisante Aussagen auch den Medien mehr Reichweite. Eine win-win-Situation also.
Die Frage nach der Glaubwürdigkeit stellte sich mir wieder besonders bei Lothar Matthäus kürzlicher Aussage zu Harry Kane. Dieser sei „fan-nah“ und würde nicht weg rennen. Meint Matthäus das ernst? Hat er vielleicht sogar tatsächlich erkannt, dass sein eigenes Verhalten zu seiner aktiven Zeit nicht so toll für seine Fans war? Ich konnte damals in den 1990ern gar nicht zählen, wie oft Lothar Matthäus gerade die jüngsten Fans enttäuscht hat. Ignoriert, manchmal sogar etwas unhöflich behandelt, oder zumindest das gewünschte Autogramm verweigert. Ich selber darf mich allerdings nicht beschweren, denn zu mir war er nie unfreundlich, hat mir tatsächlich sogar einmal aus dem Mannschaftsbus heraus zugewunken.
Aber zurück zu den Aussagen der Experten: Sind diese spontan oder gut überlegt? Wollen Experten nur Aufmerksamkeit oder sind sie fest von ihren Aussagen überzeugt? Sagen sie nur etwas, weil sie gefragt werden und regelmäßig Antworten liefern müssen, oder wollen sie einfach weiterhin aktiv zum Fußballgeschehen beitragen?
Besonders Mario Basler wundert mich. Schließlich waren alle Experten auch selbst mal aktive Fußballer und müssten wissen, was manche Aussagen bewirken können. Will Basler mit seinen harten Aussagen gegenüber Joshua Kimmich diesen provozieren? Zu Höchstleistung anstacheln, wie das vielleicht bei ihm selber der Fall gewesen wäre? Oder mag er ihn einfach tatsächlich nicht? Experten wie Basler ist eigentlich alles zuzutrauen. Denn auch bei Experten gibt es natürlich Unterschiede. Ein Michael Ballack zum Beispiel hat eine andere Art als Mario Basler oder als ein Didi Hamann. Sie waren auf dem Feld schon unterschiedlich, sie sind es als Experten.
Die Aussagen von Lothar Matthäus fand ich letzte Saison, soweit ich sie mitbekommen habe, eigentlich meistens gar nicht so abwegig. Auch wenn seine Art, sein „Sahne“ und „Mahne“, natürlich den Aussagen oft etwas von ihrer Kompetenz genommen hat. Aber „Loddar“ würde ich auch zutrauen, dass er diese Aussprache inzwischen absichtlich macht und als Alleinstellungsmerkmal nutzt. So wie Hamann sein „Der BVB wird Meister“. Sonst wäre Matthäus schließlich nicht Loddar, sondern nur ein x-beliebiger Lothar. Denn nur wer ein solches Alleinstellungsmerkmal hat, wird langfristig als Experte überleben. Ehemalige Profis für diesen Job gibt es schließlich viele. Und wer nicht in einem Verein einen Job findet, der muss eben als Experte weiterhin im Geschäft bleiben.