Nagelsmanns wenig überraschendes Ende als Bayerntrainer
Auch wenn so manch einen der Zeitpunkt überrascht hat, ein wirklich überraschendes Ende von Julian Nagelsmann als Trainer des FC Bayern ist es nicht. Spätestens nachdem sich Oliver Kahn und Herbert Hainer bemüsigt gefühlt hatten, mal wieder eine Art „basta“ auszusprechen, war klar, dass sie bereits seit langem einen Plan B in der Tasche haben. Vermutlich schon sehr lange. Und die Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen war nur das berühmte Tröpfchen, das das Fass zum Überlaufen gebracht und diesen Plan B herausgespült hat. Ein guter Plan, solange noch gute Trainer so einfach zu haben sind.
Julian Nagelsmann wurde offiziell als „Langzeitprojekt“ verkauft, der den nötigen Umbau schaffen sollte. Ein junger Trainer mit innovativen Ideen. Klingt doch recht gut. Konnte man marketingtechnisch so lassen. Aber der wirkliche Wunschtrainer war er schon damals eigentlich nicht, nach Hansi Flicks doch recht schnellem Abgang. Jürgen Klopp stand da schon eher auf der Liste. Auch Thomas Tuchel. Oder sonst ein großer Name im Fußball, aber sicher kein Julian Nagelsmann, der nicht viel mehr mitbrachte, als schon immer ein Bayernfan gewesen zu sein. Und der im ersten Jahr noch damit argumentieren konnte, nicht seinen gewünschten Kader bekommen zu haben. Den hatte er nun. Nur konnte er damit nicht wirklich umgehen. Und auch das ist nichts Neues.
Mein Blog ist tatsächlich deswegen entstanden, weil ich, als großer Freund der Spielweise von Robert Lewandowski, diesen in Nagelsmanns Plänen von Anfang an nicht mehr wirklich gesehen habe. Schon der lange Urlaub, den er ihm gleich zu Beginn gewährt hat, kam mir etwas komisch vor. Und es kam das, was wir alle wissen. Lewy wollte mit allen Mitteln weg. Cancelo und Gravenberch, bejubelte Neuzugänge vor und in dieser Saison, könnten folgen. Auch viele andere sind unzufrieden. Wie ich schon öfters geschrieben habe, ist es auch und gerade mit einem starken Kader nicht einfach.
Und genau aus diesem Grund braucht der FC Bayern einen erfahrenen Trainer. Es kann nicht sein, dass Spieler vom Kaliber eines Sané oder Gnabry immer wieder in ein Loch fallen und keine Leistung mehr zeigen. Lewandowski wollte wohl genau das verhindern, und hat es Mitteln, die man gerade von ihm nie erwartet hätte, durchgesetzt.
Ein erfahrener Trainer braucht auch keine „Pufferfische“, oder zumindest sagt er das nicht öffentlich. Und so vieles andere auch nicht. Im Grunde hat Julian Nagelsmann in der kurzen Zeit als Bayerntrainer fast schon so viele „Hämmer gebracht“, wie zum Beispiel ein Uli Hoeness in seiner langen Zeit beim FC Bayern. Und vor allem: Nagelsmann hat es sich mit Neuer und Müller verscherzt, und hat verloren. Und die beiden dürften nicht die einzigen gewesen sein.
Es war lange abzusehen, und nach jedem Spiel hatte ich es wieder erwartet. Doch dann kam immer wieder das, was den FC Bayern in dieser Saison weiter um alle Titel mitspielen lässt. Ich habe es bereits in anderen Artikeln angesprochen. Die Fähigkeit, im entscheidenden Spiel wieder zu gewinnen. Dadurch war es wahrscheinlich etwas schwieriger für die Vereinsbosse, einen ihrer, jetzt freien, Wunschtrainer nach Hansi Flick doch noch zu bekommen. Zumal ja sicher auch noch die vor einiger Zeit durchgesickerten Vertragsdetails von Julian Nagelsmann geklärt werden mussten. Von gestern auf heute haben Oliver Kahn & Co. die Entlassung sicher nicht entschieden. Aber der Zeitpunkt, der so viele verwundert hat, war günstig.
Verloren gegen Leverkusen, verloren auch die Tabellenführung, verloren das Vertrauen vieler Spieler. Ob Nagelsmanns neue Beziehung da auch eine Rolle spielt, vermag ich nicht zu beurteilen. Doch es gibt es durch die Testspiele der Nationalmannschaft eine kleine Pause, um alle notwendigen Dinge zu regeln. Thomas Tuchel saß sicher schon länger in den Startlöchern, nun kann er starten. Ob es leicht wird für ihn, all die offenen Baustellen in 1 Woche zu schließen? Vermutlich nicht. Vielleicht aber sind es für Tuchel gar keine Baustellen und er legt ganz einfach mit seinem Top-Kader los. Ein Kader, den sicher jeder Trainer gerne haben würde.
Die kommenden 3 Wochen hätten so oder so eine Entscheidung gebracht, wie diese Saison für den FC Bayern endet. Julian Nagelsmann hat zumindest noch alle Türen offen gehalten. Und somit noch alle Chancen. Diese zu verlieren, das hat er zum Glück nicht geschafft. Er ist vermutlich nicht mal so sehr am Sportlichen gescheitert, auch wenn viele seiner Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar waren. Aber am Umfeld. Seine Kleidung, Corona und Schiedsrichterbeleidigungen standen mehr im Fokus als Erfolge und die Mannschaft selbst. Und genau um das sollte es doch eigentlich gehen.