Tuchel und seine Startelf
Auch wenn Thomas Tuchel es offenbar nicht so gerne hört: Es gibt einige Spieler mit deutlich mehr Spielminuten als andere. Und wie wir jetzt mehrfach gesehen haben, auch berechtigt. Wenn Thomas Tuchel spannend klingende Wechsel in der Startformation vornimmt oder vornehmen muss, wirkt das Spiel oft so, als wäre die Spielkontrolle wichtiger, als Ideen nach vorne. Man könnte auch sagen, es wirkt, als würde das Team mit angezogener Handbremse spielen, wenn man es etwas negativer sehen mag.
Selbst Bayerns neuer Superstar Harry Kane hat gegen Kopenhagen nicht getroffen, hatte nicht mal eine wirkliche Torchance. Wäre er Robert Lewandowski, würde man jetzt bereits wieder von einer „Mini-Krise“ sprechen. Seinen jungen Stürmerkollegen Mathys Tel sehe ich aktuell ebenso wenig reif für die Startelf wie Alphonso Davies. Meiner Meinung nach ist der 18-jährige Tel in seiner bisherigen Rolle als Joker, wo er oft tatkräftige Unterstützung in Form von passgenauen Assists bekommen hat, aktuell immer noch weitaus besser aufgehoben.
Leroy Sané dagegen hat dem Offensivspiel gehen Kopenhagen definitiv gefehlt. Und hat nach seiner Einwechslung viel zu wenig Bälle bekommen. Er hat sogar einige Male gewunken und den Ball gefordert – und nicht bekommen. Der Überblick hat in diesem Spiel offensichtlich einigen im Team gefehlt.
Was Thomas Müller betrifft, ist die ständige Nachfrage, ob er spielt, warum er nicht spielt und dass er unbedingt spielen muss, wenig zielführend. Ich höre bereits den Aufschrei. Aber ich sage es trotzdem: Ja, er kann es immer noch, ja, er kann dem Spiel gut tun, ja, er kann sicher auch weiterhin seine typischen Thomas Müller-Tore schießen und all das. Aber er ist nicht mehr unverzichtbar. Zumindest nicht auf dem Feld. Und er passt tatsächlich nicht mehr allzu gut in Tuchels schnellen Offensivfußball über die Flügel – der meistens die erfolgreicheren Spiele gebracht hat. Im Sinne der Mannschaft sollte man sich aktuell wohl doch langsam von „Müller spielt immer“ verabschieden. Das heißt aber nicht, dass Thomas Müller nicht weiterhin wichtig ist. Aber eben anders, als bisher gewohnt.