Von der Vorzeigeposition zum Problemfall
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Von der Vorzeigeposition zum Problemfall

Einst war es unsere Vorzeigeposition, der Stürmer. Seeler, Müller, Rummenigge, Klinsmann, Riedle, Völler…wie sie auch alle hießen. Die Liste von Deutschlands Top-Stürmern ist lang. Und so manch einer blickt aktuell fast schon nostalgisch auf diese Namen zurück. Spätestens nach den drei „1:1“ von Hansi Flicks aktuellem Team, ist es nun jedem klar geworden. Wir haben keinen Stürmer, zumindest keinen auf Top-Niveau. Die Top-Stürmer der vergangenen Saison in der Bundesliga kommen, wir wissen es alle, aus Polen, Norwegen oder Tschechien. Alles nicht unbedingt große Fußballnationen, Stürmer scheinen sie dennoch zu haben. Was bei Flicks Wechsel vom FC Bayern zum DFB 2021 noch mehr oder weniger scherzhaft geschrieben wurde, „Flick hat beim DFB keinen Lewandowski“, ist nun mehr als die Wahrheit. Viele Offensivspieler stehen in Flicks Team, aber ein richtiger Stürmer? Fehlanzeige.

Dass der FC Bayern aktuell dasselbe Problem hat, kommt nicht von ungefähr. Gerade für die Position des Mittelstürmers, oder des 9ers, werden gerne Stars gekauft. Einen jungen Spieler aufzubauen, ist auf dieser Position schwierig. Erstens kann man diese Position nicht „verschenken“, man braucht schließlich die Tore, ein Spieler auf dieser Position muss treffen. Und zweitens ist es schwierig, einen Spieler hier hinter einem Topstürmer aufzubauen. Wer einen Topstürmer hat, der lässt ihn auch spielen, anstatt immer mal wieder einem möglichen Nachwuchs die Chance zu geben, die nötigen Erfahrungen zu sammeln. Ähnliche Probleme kennt man von der Position des Torwarts. Es gibt nur einen, der dort spielen kann. Und das ist im Normalfall der Beste.

Wo kriegt man nun aber einen Stürmer für die Nationalmannschaft her? Einen der regelmäßig trifft? Hansi Flick setzt auf Timo Werner, wohl die meist diskutierte Personalie seit Flick den Trainerposten übernommen hat. Unverständnis bei den Fans. Zurecht, wenn man Werners Torausbeute in den vergangenen Spielen ansieht. Zu unrecht, wenn man sich die Personalsituation noch einmal ansieht. Schon in der Saison 2016/17 war Timo Werner, damals noch bei RB Leipzig, der erfolgreichste deutsche Torschütze der Bundesliga. In der Saison 2019/20 war er der zweitbeste Torschütze der Saison. Der beste war ein Pole, wir wissen alle, wer. Und auch wenn Timo Werner bei seinem aktuellen Verein Chelsea nicht der Top-Scorer ist, so hat er doch im Gegensatz zu manch anderem deutlich mehr internationale Erfahrung aufzuweisen, sicherlich ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Vermutlich setzt Flick deswegen so konsequent auf den 26-jährigen. In der Hoffnung, dass er mit genügend Vertrauen und Selbstvertrauen in der Nationalmannschaft an seine Torqualitäten zu Leipzig-Zeiten anknüpfen kann.

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