Bayer 04 Leverkusen der nächste Rekordmeister?
Ist unser geliebter Fußball eigentlich wirklich so unwichtig geworden? Es scheint so. Denn selbst vor dem wahrscheinlich wichtigsten Spiel der Saison geht es um alles, nur nicht um das Spiel. Vielleicht sollten die Experten, Fans und Berichterstatter (alle drei in diesem Fall in “ “ ) mal einfach ein paar Tage gar nichts sagen.
Wenn zum Beispiel ein Lothar Matthäus nach jedem Spiel von Bayer Leverkusen Xabi Alonsos Handschrift sehen will, die von Thomas Tuchel bei Bayern aber so gut wie gar nicht…dann sollte er erst mal dran denken, dass die Situationen in Leverkusen und München komplett unterschiedlich und somit nicht vergleichbar sind.
Wer hatte vor der Saison Leverkusen wirklich als Titelanwärter auf dem Schirm? Die Mannschaft um Xabi Alonso konnte ohne Druck befreit auf- und sich in einen Rausch spielen. Keiner hätte bei einer Niederlage auch nur irgendetwas Negatives gesagt. Auch jetzt würde es bei einer Niederlage maximal heißen „Dass mal ein Einbruch kommt, war zu erwarten.“ Beim FC Bayern hingegen geht bereits bei einem nur knappen Sieg fast die Welt unter.
Xabi Alonso ist noch am Anfang seiner Trainerkarriere. Wenn er erst mal ein paar Vereine mit bekannteren Namen hinter sich hat, ist dieser „Welpenschutz“ vermutlich auch weg. Ich erinnere hier gerne nochmal an die grandiose Saison von Niko Kovač mit Eintracht Frankfurt – kurz bevor ihn unbedingt alle beim FC Bayern sehen wollten. Das Ergebnis ist bekannt.
Aber bleiben wir bei Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern. Welches Team ist wohl einfacher zu trainieren? Eines mit vielen, auf allen Ebenen nahezu gleichwertigen Spielern – oder eines mit vielen Stars und Sternchen? Wo ist es einfacher, sein Team in Ruhe auf ein Spiel vorzubereiten? Dort, wo sich die mediale Berichterstattung lieber über einen packenden Sieg freut? Oder dort, wo das Analysieren jeder kleinsten Handbewegung sowie alles und jeden hinterfragen zum Tagesgeschäft gehört? Oder mittlerweile eher zum Minutengeschäft…
Wie gesagt, sollte Bayer 04 Leverkusen jemals 10 Meistertitel in Folge auf seinem Konto haben, wird sich das Blatt wandeln. Dann wird auch dort jede Flugbewegung im Luftraum über Leverkusen unter die Lupe genommen, jedes Wort belauscht, jedes (schwarz-) rote Auto fotografiert und jeder noch so gute Trainer ständig hinterfragt.
Wozu hat das im Fußball und speziell in München geführt? Dass Spieler nur noch hinter vorgehaltener Hand sprechen. Dass Fußball immer unwichtiger wird und jeder jeden übertrumpfen will mit irgendwelchen Aussagen. Dass der Trainingsplatz an der Säbener Straße hinter dichten Vorhängen verschwindet.
Sicher gibt es unter euch noch ein paar, die wie ich früher regelmäßig am Trainingsgelände waren, die zugeschaut haben, was Erich Ribbeck & Co. seinen Spielern mit auf den Weg gab und die mit fast jedem Spieler ein „Hallo“ getauscht haben. Auch mit einem super sympathischen Didi Hamann oder (zugegebenermaßen etwas seltener) mit einem Lothar Matthäus. Alles heutzutage undenkbar geworden.
Es bleibt den Fans von Leverkusen aus diesem Grund tatsächlich zu wünschen, dass sie nicht so oft Meister werden. Und für uns Bayernfans bleibt die Frage: Was ist uns lieber? Mehr Ruhe, aber dafür nur noch maximal Platz 2 in Deutschland zu sein mit einem 10-fachen Meister namens Bayer 04 Leverkusen vor uns? Oder dieser ständige Zirkus, der uns irgendwann auch die Meisterschaft kosten wird…