Wer ist Hansi Flick?
Hansi Flick – wer war das nochmal? Nein, das wäre dann doch zu übertrieben. Die von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuche von Fans und Medien „ihren“ Hansi Flick zu halten, bleiben dann doch irgendwo im Gedächtnis. Aber mal ehrlich: Als klar war, dass Hansi Flick weg geht, wer hat da nicht gedacht, dass es jeder Nachfolger schwer haben wird? Die vielen Titel, auch wenn es am Schluss gar nicht mehr so viele waren, – muss man erstmal schaffen. Die Lockerheit im Umgang mit den Medien – gerade beim FC Bayern nicht einfach. Die Beliebtheit bei den Fans – schwer zu verdienen. Und doch: wer denkt heute noch an Hansi Flick, wenn er über den Trainer des FC Bayern spricht? Ich war letztens sogar etwas verwirrt. In der Dokumentation „FC Bayern – Behind the scenes“ war eine kurze Szene zu sehen: FC Bayern gegen RB Leipzig. Hansi Flick begrüßt Julian Nagelsmann. Ich dachte im ersten Moment, warum steht der Nagelsmann da drüben? Ach ja, der war ja mal bei Leipzig. Ist noch gar nicht so lange her, kommt mir aber doch so vor. Die starke mediale Präsenz, das „Küchen-Coaching“, das oft erläuterte System, das er spielen lässt, die typischen Nagelsmann-Sprüche, bei denen man nicht immer weiß, ob sie witzig sind oder nicht. Auch wenn Julian Nagelsmann erst 1 Titel geholt und bereits 1 vergeben hat – er steht bereits für den „Bayern-Trainer“ schlechthin. Es verwunderte sogar manchmal, wenn er sich selbst hinten an stellte, den Supercup-Titel noch Hansi Flick zuschrieb oder sich angeblich Informationen über Leroy Sané oder andere Spieler bei einem Telefonat mit Hansi Flick holte. Hat er nicht wirklich nötig, oder? Obwohl eine gute Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer natürlich nicht verkehrt ist. Julian Nagelsmann ist inzwischen der Bayern-Trainer par excellence, trotz der großen Vorgänger wie Trappatoni, Guardiola oder Heynckes. Man verzeiht ihm Niederlagen, mögen sie auch noch so hoch sein, wo bei anderen der Posten sofort in Frage gestellt wird. Schließlich ist es der FC Bayern. Da kommt eine Niederlage schon fast einem drohenden Abstieg gleich. Da wackelt der Trainerstuhl sofort. Bei Julian Nagelsmann nicht. Was er macht, wird der neuen Ära, der neuen Generation FC Bayern zugeschrieben. Er fährt mit dem Skateboard über das Gelände. Hätte ein Erich Ribbeck, der Sir, oder Jupp Heynckes nie gemacht. Er trägt Hochwasser-Hosen ohne Socken. Würde nicht mal Hansi Flick machen. Er macht Witze, die mancher wohl erst beim 2. Mal versteht. Ein FC Bayern-Trainer braucht also nicht mehr Anzug, Krawatte und Trenchcoat. Zumindest ein Julian Nagelsmann nicht. Der FC Bayern plant mit ihm für die Zukunft. Den neuen FC Bayern. Im Zeiten von wieder verwackelten Fernsehbildern ist auch althergebrachte Etikette nicht mehr so wichtig. Alles ist etwas anders, etwas mehr Julian Nagelsmann. Es passt zu ihm. Und zum neuen FC Bayern.