Ein lauter und ein leiser Abgang
Bundesliga

Ein lauter – und ein leiser Abgang

Während mancher FC Bayern-Fan Robert Lewandowski als „LewanGOski“ bezeichnet, haben viele Barça-Fans längst unser LewanGoalski übernommen und freuen sich bereits jetzt auf seine Tore. Auch Bayerntrainer Julian Nagelsmann dürfte sich freuen, hat Robert Lewandowski doch nie wirklich in sein System gepasst. Was zu Beginn seiner Trainerkarriere beim FC Bayern als Zugeständnis an den Ausmahmestürmer kundgetan wurde, ein verlängerter Urlaub, klang für mich damals schon so als könne Nagelsmann mit seinem 9er nicht wirklich etwas anfangen. Und in der Tat hat sich ziemlich schnell gezeigt, dass die Vorstellungen der beiden auf dem Platz nicht wirklich zusammen passen – jedoch zunächst noch relativ im Verborgenen. Schließlich hat Lewandowski ja immer noch seine Tore geschossen. Dass diese jedoch längst nicht mehr wirklich Lewandowski-like waren, fiel erst sehr viel später auf. Bis es schließlich, auch dank unzähliger Berichte, die immer wieder Öl ins Feuer gegossen haben, in der allen bekannten Eskalation gipfelte. Vor allem der Satz „Wer will dann noch zum FC Bayern“, den verzeihen viele Fans dem Stürmer wohl nicht. Auf Twitter ist die Stimmung seit Wochen stark gegen den 33-jährigen. Etwas anders sieht es auf Instagram aus, wo viele Fans mit gebrochenen Herz-Emoticons den Wechsel nach Barcelona begleiten. Dass viele verwundert waren, als Robert Lewandowski am Samstag nochmal beim FC Bayern trainierte, hat wiederum mich verwundert. 1. Ist er nicht der emotionslose Egoist, wie viele behaupten. Die Hashtags #FreeLewandowski #FCPrison oder der wiedermal hervorgekramte Nazi-Vergleich mit dem FC Bayern von manchem Barcelona-Fan, dürften letztlich auch ihn nicht sonderlich gefreut haben. Und 2. sollte doch inzwischen allen klar sein, welchen Stellenwert Sport und körperliche Fitness für Robert Lewandowski hat. Und wo könnte er diese besser auf seinem Niveau halten, als beim Training des FC Bayern.
Lewandowski wird dem FC Bayern fehlen – spätestens beim nächsten Elfmeter, wenn man sich erst mal nicht mehr entspannt zurücklehnen kann, weil Lewy sowieso trifft.
Sein Fehlen wird vielleicht zunächst nicht so sehr auffallen, Sadio Mané und ein etwas konstanter motivierter Gnabry werden sicher einiges auffangen. Der Kader ist gut, die Transfers, da sind sich wohl alle Bayernfans einig, die besten seit langem, vielleicht sogar seit Lewandowski 2014. Doch die jüngeren Neuzugänge müssen sich erst beweisen, das Team muss insgesamt zusammenfinden – bei der wie immer kurzen Vorbereitungszeit keine leichte Aufgabe. Und – im Grunde war der Kader auch bereits in der vergangenen Saison gut.
Julian Nagelsmann wirkt, als hätte er viel nachgedacht, über die vergangene Saison, die Höhen und vor allem die Tiefen, die er selbst am Rande der Teampräsentation im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk angesprochen hat. Und über die kommende Saison, die in Kürze startet. Es wird einiges auf ihn zukommen. Ich will nicht unbedingt von Druck sprechen. Aber die Erwartungen sind größer geworden. Noch eine durchwachsene Saison kann sich Nagelsmann nicht erlauben. Und nach den Jubelgesängen auf die Neuzugänge wird auch von ihnen viel erwartet.
Fast unbemerkt neben den unzähligen Nachrichten über Robert Lewandowski war ein weiterer Abgang vom FC Bayern: Malik Tillman, lange Zeit unentbehrlich bei den Bayern Amateuren, wechselt zu den Glasgow Rangers – wenn auch zunächst nur auf Leihbasis. Ein ebenfalls kaum verwunderlicher Wechsel, war Tillman doch nach seiner Vertragsverlängerung beim FC Bayern fast nur noch auf der Bank zu finden. Spätestens seit seinem verständlichen Entschluss, sich dem Nationalteam der USA anzuschließen, war auch ein Weggang vom FC Bayern zu erwarten.
Mit Tillman und Lewandowski haben 2 Spieler den FC Bayern verlassen, die ich gerne öfters zusammen auf dem Platz gesehen hätte. Ein sicherer Passgeber – und ein sicherer Passverwerter. Es hätte ein gutes Duo werden können.

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