Eine Saison in 90 Minuten
Das Problem des FC Bayern ist mittlerweile viel tiefer, fürchte ich. Selbst wenn Thomas Tuchel sich nun verabschieden müsste, es wird sich nichts ändern. Es gibt hier keinen Wunderheiler, mit dem man plötzlich wieder alles gewinnt und zu älter Stärke zurückfindet.
Heute habe ich mit @infi_fcb genau darüber geschrieben. Nämlich dass die vielen Trainerwechsel für das Problem, das der FC Bayern heute hat, mit ein Grund sind. Jeder Trainer möchte andere Spieler, bekommt den einen oder anderen, spielt ein anderes System. Die Folge: ein noch mehr zusammen gewürfeltes Team.
Die vielen Verletzten habe ich schon in meinem letzten Artikel angesprochen. Auch damit hätte jeder Trainer seine Probleme. Es ist schon lange kein komplettes Team mehr. Hier und da ergänzt, außer auf der 9 aber eigentlich selten mit dem absoluten Wunschspieler. Denn und das muss ich leider mal wieder sagen: Der FC Bayern ist nicht mehr die erste Adresse im europäischen Fußball. Früher hat man gerufen, vielleicht noch ein bisschen verhandelt, und die Spieler kamen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Man muss fast schon das nehmen, was geht. Im Gegensatz dazu wollen immer mehr Spieler weg.
Ich denke nicht, dass ein erneuter Trainerwechsel etwas bringt. Eher ein, „Wir spielen mit Tuchel auf jeden Fall mindestens diese Saison zuende.“ Egal, was kommt. Und egal, wer versucht, ihn „wegzuschreiben“. Das würde endlich etwas Ruhe reinbringen. Dann wüssten die Spieler, was sie erwartet. Die aktuellen, und die zukünftigen auch.
Wo ist das Bayerngen geblieben? Ich möchte niemandem etwas unterstellen. Aber wie viele Spieler im aktuellen Kader verkörpern wirklich das MiasanMia, sprich das „Ich gebe alles für mein Team“? Ich sehe eher die geforderten Millionen in den Augen. Nicht bei allen, aber doch bei vielen. Ich hoffe da ja ein bisschen auf Max Eberl. Er kennt den Verein. Und er kennt unser MiasanMia. Er hatte selbst dieses Bayerngen. Ich habe nie verstanden, warum er weggegangen ist. Aber er wird seine Gründe gehabt haben. Vielleicht ist er genau der Richtige, um wieder ein Team zusammen zu stellen.
Ein Team, dass die Spiele nicht nur als „Job“ sieht, sondern alles für den FC Bayern gibt. Ich weiß, viele hoffen nun auf Flick, andere im Sommer vielleicht sogar auf Klopp oder Alonso. Aber auch die können wahrscheinlich nicht viel ändern, wenn sich das Umfeld nicht ändert. Wie würde ein junger Trainer wie Alonso mit dem medialen Druck umgehen? Mit dem Druck, gewinnen zu müssen, weil man es vom FC Bayern erwartet? Und wieso sollte Flick jetzt plötzlich wieder der große Heilsbringer werden? Der er schon in seiner 2. Saison beim FC Bayern und auch bei der Nationalmannschaft nicht war? Vielleicht hat Thomas Tuchel Fehler gemacht. Aber welcher Trainer macht das nicht? Vielleicht war sein größter Fehler tatsächlich der, jedem einzelnen Spieler zu sehr das Vertrauen zu schenken. Anstatt mal einen auch 3 Wochen auf der Bank zu lassen.
Aber das geht halt beim FC Bayern nicht. Da hast du gleich wieder die nächsten Probleme am Hals. Bei anderen Mannschaften beschwert sich da kaum einer.
Was wir heute gegen Bochum gesehen haben, da kann kein Trainer was dafür. Dieses Drehbuch hat irgendwer geschrieben. Aber kein Trainer. Was diese Mannschaft braucht, ist Zusammenhalt, ist auch mal wieder ein bisschen Glück. Ein Erfolgserlebnis. Das kennen wir alle, wie das wieder Auftrieb geben kann. Aber sie brauchen nicht den 5. Trainer in ein paar Jahren, der wieder 2, 3 neue Spieler dazu haben möchte, die dann irgendwie mit den bisherigen zusammen geschmissen werden. Das Team muss wieder wissen: „Wir sind der FC Bayern, wir spielen jeder für jeden, wir gewinnen das. Zusammen.“
Was wir heute gesehen haben, spiegelte die gesamte Situation beim FC Bayern in 90 Minuten wieder. 100%ige Torchancen vegeben, individuelle Fehler, der erneute Platzverweis von Dayot Upamecano. Sie haben gekämpft. Sie haben geschlafen. Irgendwie war heute alles dabei, was wir schon die ganze Saison gesehen haben. Aber ob da irgendein Trainer, welcher auch immer, etwas machen kann? Ich sage heute mehr denn je, nein. Dieses Drehbuch schreibt kein Trainer.