RB Salzburg oder Leipzig – die Doppelmoral im Fußball des 21. Jahrhunderts
RB Salzburg oder RB Leipzig? Die Idee zu diesem Blogbeitrag entstand durch eine Diskussion auf Twitter, die so eigentlich gar nicht geplant war. Wie so oft in den sozialen Medien. Seltsam, was manche Posts doch auslösen können. In welche Richtung die Diskussionen dann gehen, steht nicht mehr in der Macht desjenigen, der den 1. Post geschrieben hat.
Kurz eine Zusammenfassung: Michael Ballack hat beim letzten CL-Spiel des FC Bayern Leipzig statt Salzburg gesagt. Das kann passieren. Kein Problem. Da er damit aber nicht der erste ist, hat es angefangen, mich etwas zu nerven. Was ich auch gepostet habe. Dabei habe ich leider nicht daran gedacht, was das alles nach sich zieht. Mir ging es darum, dass man als Experte oder Moderator diese 2 Städte schon auseinander halten sollte. Mehr nicht. Nach sich gezogen hat das eine Diskussion über den bekannten Sponsor und Gesellschafter der beiden Vereine. Dieser, so eine Meinung, trage dazu bei, dass man die Vereine schon verwechseln kann, dass sie eigentlich identisch seien. Eine weitere Meinung sah den Achtelfinalgegner des FC Bayern als Sinnbild für den Wandel des Fußballs. Mag alles stimmen. Aber es gibt halt immer 2 Seiten. Auch wenn mancher das nicht (ein-)sehen mag.
- läuft im Internationalen Sport kaum mehr etwas ohne hohe Sponsorengelder (die Diskussion haben wir beim FC Bayern bereits auf einer anderen Ebene).
- wäre der Verein aus Salzburg, kein Verein aus Salzburg, und so leid es mir tut, der österreichische Fußball im allgemeinen außerhalb Österreichs ohne diesen Zusatz RB nicht konkurrenzfähig. Und es gibt sicher genügend Fans in Salzburg, die sich über das erstmalige Erreichen des Achtelfinales dieses Klubs gefreut haben. Wäre ohne RB vorne dran sicher nicht passiert. Ebenso würde Leipzig nicht in der Bundesliga spielen. Was sicher für die Stadt nicht nur Nachteile hat. Ich kenne das genauso aus Ingolstadt. Der Fußball hat seine Werbewirkung, auch für die Stadt und somit für die Menschen, die dort leben.
- Es gibt viele, die um am Beispiel von Salzburg zu bleiben, den Zeiten der Austria nachtrauern. Aber auch RB Salzburg hat ebenso wie RB Leipzig seine Fans. Es bleibt jedem selbst überlassen, welchen Verein er anfeuert. Also ist es auch ein Zeichen des Respekts gegenüber den Fans, wenn man die korrekte Bezeichnung verwendet und nicht alle Vereine in einen Topf schmeißt. Dem Besitzer der bekannten Getränkemarke mag das egal sein, den Fans sicher nicht.
- Dass RB Leipzig und RB Salzburg austauschbar sind, ja sogar identisch, wie mancher meint, mag sogar stimmen. Dennoch gibt es auch hier eine andere Seite der Medaille. Gerade Fans des FC Bayern sollte das auch etwas freuen, denn die Vereine sind eine Talentschmiede, der Austausch eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung von Talenten, die dort Spielpraxis bekommen, die sie beim FC Bayern nicht sammeln können. Klingt vielleicht nicht gerade menschlich. Aber kehren sie zurück oder werden weiterverkauft, ist es sicher nicht von Nachteil für beide Seiten.
Das ist der Fußball im 21. Jahrhundert. Und es gibt bestimmt noch mehr Punkte. Das alles ist sicher nicht jedermann oder jedefraus Sache. Aber wir können entweder der „guten alten Zeit“ nachtrauern, als Fußball noch vorwiegend ein Sport war. Oder die Sache so annehmen, wie sie ist. Dass es ohne Sponsorengelder, manchmal auch ohne Gesellschafter, nicht mehr geht, hat gerade die Zeit der Pandemie deutlich gezeigt. Und wenn man sich über diese, im wahrsten Sinne des Wortes, „Vereinsmeierei“ aufregt, dann muss man wohl oder übel den gesamten Fußball unserer Zeit in Frage stellen. Haben sich nicht auch alle über die Gründung der Superleague aufgeregt? Warum regt sich dann keiner über die maßlos überteuerten Gehälter der Fußballspieler auf? Über die teuren Autos? Wozu das alles? Damit sich ein Sponsor mit 4 Ringen profilieren kann zum Beispiel? Da regt sich auch keiner auf.
Und wozu muss ein Fußballer Millionen verdienen? Die gleichen Fans, die das nicht zu stören scheint, applaudieren dem Pflegepersonal, das im Vergleich dazu so gut wie gar nichts verdient. Hier sind die Millionen geduldet, dort werden sie verachtet. So kommt mir das vor. Da soll der FC Bayern seinen Sponsorenvertrag auflösen – dort soll der Sportvorstand endlich teure Spieler holen, um das Defensivproblem in den Griff zu bekommen. Merkt ihr was? So läuft das nicht mehr, Leute. Entweder, oder. Keine Doppelmoral mehr bitte, während man Doppelmoral bei anderen anprangert. Hier das Getränk konsumieren, das „Flügel verleiht“ – dort über die Vereine mit dem RB-Logo schimpfen. Entweder konsequent, oder gar nicht.
Was doch ein kleiner Versprecher von Michael Ballack, den ich übrigens sehr schätze, alles auslösen kann…