Ruhe, unbedingt Ruhe
Ruhe, unbedingt Ruhe, das ist es, was der FC Bayern jetzt braucht. Was in den letzten Wochen und Monaten alles von außerhalb des Spielfelds auf die Mannschaft und den Verein eingeprasselt ist – stellen wir uns mal vor, uns würde das passieren. Wer von uns könnte dann noch unbeschwert arbeiten? Vermutlich nur die allerwenigsten.
Und Hasskommentare gegen Upamecano oder Schlägereien in der Kabine, das sind nunmal, ebenso wie ständige Diskussionen um den Zeitpunkt des Trainerwechsels, keine Lapalien, die man mal so eben wegsteckt.
Die Sache zwischen Sadio Mané und Leroy Sané wurde meiner Meinung nach gut gelöst von den Verantwortlichen. Da mittlerweile halb Europa über den Vorfall gesprochen hat, musste der Verein irgendwie reagieren. Und da Mané aktuell leistungsbedingt sowieso keine Option auf die Startelf ist, hat man mit dieser Entscheidung dem Verein nicht geschadet.
Das Spiel gegen Manchester, ja es war ein gutes Spiel, ein sehr gutes sogar. Hätte der Dortmunder Torwart letztens nicht diesen Fehler gemacht, vielleicht hätte der FC Bayern das Spiel nicht gewonnen. Und nun war es eben andersrum. Zuerst Musialas unglücklicher Abwehrversuch vor dem 0:1. Dann das 0:2, vor dem jeder eher mit einem 1:1 gerechnet hat. Wäre Upa nicht dieser Fehler passiert, hätte das Spiel genausogut gewonnen werden können. Denn was die Mannschaft bis dahin gezeigt hat, war vielleicht nicht weltmeisterlich, aber der Königsklasse auf jeden Fall würdig.
Dass Upamecano an diesem Tag von der Rolle war, hat man bereits nach 5 Minuten gesehen, schon als er ein, zweimal weggerutscht ist, was nicht nur den Platzverhälnissen geschuldet schien. Vielleicht hätte man spätestens da reagieren müssen, dass dann so ein Fehler passiert, konnte aber natürlich kein Trainer ahnen. Es sind in den vergangenen Wochen sehr viele „hätte“ und „wäre“ und „vielleicht“ mit dabei, in den Spielen des FC Bayern. Was sie jetzt aber dringend brauchen, ist Ruhe von außen.
Die Diskussionen, die von außen an die Mannschaft herangetragen werden, sie sind nicht zielführend. Ähnliches hat man auch bei der WM und der Diskussion um die „One Love“-Binde gesehen. Thomas Tuchel sollte nicht zum zweiten Nagelsmann werden müssen, und zu allem, was in der Welt passiert, gefragt werden. Auch unnütze Fragen nach Chelsea zum Beispiel, die er aber gekonnt abgeblockt hat. Was würde ein Trainerwechsel bringen, wenn man trotzdem im gleichen Fahrwasser weiter macht.
Es wird die Aufgabe von Kahn und Salihamižić sein, für diese Ruhe zu sorgen. Keine leichte Aufgabe, wenn man beim FC Bayern arbeitet. Wo jede Geste gleich ein neues Kapitel in der Serie „FC Hollywood“ einläutet. Joshua Kimmichs Jubel zum Beispiel gegen eben jene Freiburger, die ein Jahr zuvor beim Jubeln in der Kurve der Bochumfans standen. Wer erinnert sich noch daran? An Kimmichs Jubel wird man sich sicher noch lange erinnern.
Es möchte eben jeder etwas abhaben vom Glanz des Vereins. Ein Matthäus, der mit Kahn streitet, ein paar Maulwürfe, die unter der Kabinentür durchbuddeln. Und wenn es keinen Skandal gibt, wird eben so lange gesucht, bis man doch wieder etwas findet. Irgendwann wird Leroy Sané schon mal wieder 2 Minuten zu spät kommen.
Man wundert sich fast, wenn mal ein Tag Ruhe ist. Dabei ist Ruhe genau das, was die Mannschaft jetzt braucht.