Stell dir vor, du bist super und keiner merkt’s…
Es läuft nicht ganz rund beim FC Bayern, gerade, mal wieder. Und irgendwie weiß keiner so wirklich, warum… Irgendwie passt doch immer alles beim Training, im Team. Und dann doch wieder nicht.
Dass die Spieler es besser können, haben sie auch diese Saison bereits mehrfach bewiesen. Das kann es also nicht sein. Ist es also vielleicht – ohne die Verantwortung auf andere schieben zu wollen – doch ein bisschen der Druck, der ständig von außen kommt? Dieses, der FC Bayern muss immer gewinnen, muss immer 150% Leistung bringen?
Stell dir vor, du bist super in deinem Job, was immer du auch machst. Und dann erwartet jeder von dir, dass du immer, ohne Wenn und Aber, so super bist.
Stell dir vor, du bist einer der Besten in deinem Job, und trotzdem wird rund um dich herum diskutiert, ob man dich nicht durch jemanden ersetzen sollte, der gerade erst seit kurzem ähnlich gute Leistungen zeigt.
Stell dir vor, du bist so gut in deinem Job, dass du für ein wichtiges Projekt eingesetzt wirst. Und trotzdem meckern alle an dir rum.
Stell dir vor, du bist gut in deinem Job, aber um dich herum lauern alle auf den kleinsten Fehler. Nur, um dann den Beweis zu haben, dass du vielleicht doch nicht so gut bist.
Stell dir vor, du bist gut in deinem Job. Aber jeder vergleicht dich mit deinem Vorgänger.
Schon einer dieser Punkte würde bei den meisten von uns vermutlich dazu führen, dass wir einen ziemlichen Frust hätten oder maximal genervt wären.
Warum können wir nicht einfach mal alle „in guten wie in schlechten Zeiten zueinander stehn“? Dass wir Bayernfans von anderen Fans oft als die „Erfolgsfans“ bezeichnet werden, hat irgendwo schon ein bisschen Wahrheitsgehalt. Und zwar insofern, dass wir immer 150%ige Leistung und Siege sehen wollen. Und bei „nur“ 120% sofort anfangen, nach Fehlern, Ursachen und sogar Ersatz zu suchen.
Oder nach Vergangenheit. „Mit Thiago wäre das nicht passiert.“ „Mit Alaba war alles stabiler.“… Auch zu Zeiten von Thiago, Alaba & Co. gab es Niederlagen und Spiele, die unerwartet verloren gingen. Das vergessen wir nur allzu gern.
Lassen wir doch einen erfahrenen Trainer wie Thomas Tuchel seine Arbeit machen. Lassen wir doch Spieler wie Kimmich oder Goretzka spielen, anstatt sie von Woche zu Woche noch weiter runter zu ziehen. Lassen wir doch einen Christoph Freund seine Job machen, ohne die Transferpolitik zu kritisieren, obwohl wir niemals alle Hintergründe kennen.
Stell dir vor, du bist gut in deinem Job, aber keiner merkt’s.