Trainingsgelände des FC Bayern München im Jahr 1992
Bundesliga

Wenn der Oli zum Oliver wird – Der Wandel des Oliver Kahn

Ich persönlich in ja der Meinung, dass das Rad selten neu erfunden wird. Meistens ist es dann doch einfach eine neue Verpackung des alten Systems. Ist ja auch irgendwie was Neues. Man kennt das ja. Es kommt ein neuer Kollege oder gar ein neuer Chef, und alles wird anders. Alles wird umgekrempelt, die Ziele neu gesteckt, natürlich höher als bisher. Die Zahlen, welche auch immer, müssen stimmen. Eine neue Marschroute wird vorgegeben. Der Neue will und muss sich profilieren. Und dann…bleibt alles beim alten. Nun baut also Oliver Kahn seinen neuen Arbeitsplatz um.
Klar, es wird hier ein bisschen geschoben, da ein bisschen gedreht, schließlich muss es gut aussehen, das, was man so vor hat. Das ist beim FC Bayern nicht anders als sonst wo. Manchmal werden dazu auch ein paar Leute ausgetauscht. Damit man seine Marschroute festigt. Auch das ist beim FC Bayern mit Vorstand Jörg Wacker schon passiert. Also alles im üblichen Rahmen. Schlagworte wie eine neue strategische Ausrichtung (man muss sich ja von seinen Vorgängern abheben), den Erfolg sichern (klar, Erfolg ist immer eine gute Zielvorgabe) sowie – das schlimmste von allen – Innovation – werden dabei gerne in Anspruch genommen. Innovation…denn wie gesagt, das Rad kann keiner mehr neu erfinden. Auch das neue Konzept von Oliver Kahn beim FC Bayern hat diese Schlagworte. Seit 1. Juli 2021 ist er ja Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG.


Ob es im Rahmen dieser AG für den FC Bayern eine wirkliche Veränderung gibt, und was diese bewirkt, werden wir vielleicht in 3, 4, 5 Jahren sehen. Eine Veränderung ist aber jetzt schon zu sehen. Auch sie hat ihre Zeit gebraucht. Aber jetzt ist sie mehr als deutlich. Und das ist Oliver Kahn selbst. Zugegeben, als er als Nachfolger von Karlheinz Rummenigge präsentiert wurde, war ich mehr als skeptisch. Ausgerechnet so einer, war mein 1. Gedanke. Aber ich muss zugeben, die Wahl war wohl richtig. Die Wandlung des Oli Kahn vom Eier-fehlenden Torwart, der seine Abneigung gegen Journalisten-Fragen kaum unter Kontrolle hatte, zum besonnenen, sachlichen Vorstandsvorsitzenden ist beachtlich. Natürlich fehlen bei den jetzigen Interviews die Emotionen vom Spielfeldrand und der jugendliche Übermut. Aber es scheint, als habe Oli Kahn an sich gearbeitet, um seinen neuen Posten vom Auftreten und als Führungspersönlichkeit FC Bayern-gerecht zu verkörpern. Er, den man früher kaum bremsen konnte, bringt jetzt mit sachlichen Argumenten jede aufkeimende Kontroverse auf eine pragmatische Ebene zurück. Souverän, gelassen und kompetent erläutert er Sachverhalte, und erklärt dabei ganz nebenbei, wie er zusätzlich zu den großen Fußstapfen seiner Vorgänger neue Spuren hinterlassen will. Auch wenn es meistens so ist, die älteren unter uns werden es bestätigen – dass auch die motiviertesten neuen Ideen meistens lediglich zu einer anderen Auslegung des Bisherigen werden: die größte Innovation in Sachen neues Konzept hat der FC Bayern bereits klammheimlich bekommen: Oliver Kahn selbst.

Foto: Trainingsgelände des FC Bayern München im Jahr 1992

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