Der schwere Stand des FC Bayern
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Der schwere Stand des FC Bayern

Der Stand des FC Bayern in der heutigen Medienwelt ist ein anderer geworden. Wenn man in Sendungen wie „Doppelpass“ sieht, wie manche einem Oliver Kahn erklären, was er beachten und wie er agieren muss, dann fragt man sich doch: glauben die wirklich, bei FC Bayern braucht man noch Tipps? Noch dazu von außen? Oder ist es nur um zu zeigen, „Wir wissen das und wir wollen jetzt von dir eine klare Ansage“? Aktuell scheint es einigen Medien sowieso vor allem um ein „Wir wissen was, was du nicht weißt“ zu gehen. Und dabei wiederum vor allem um Dinge abseits vom Spielfeld. Julian Nagelsmann hat es abbekommen, als er weitaus mehr zu allen anderen Dingen, die die Welt bewegt, befragt wurde, als um den Fußball selbst. Er scheint seine Konsequenzen daraus gezogen zu haben. Was für Journalisten nicht unbedingt positiv war, in den letzten Wochen der Saison 2020/2021. Joshua Kimmich hat es abbekommen. Das Interview kennen wir alle. Auch er ist vorsichtiger geworden und fragt schon mal nach, ob eine Frage nicht eher eine Falle ist.
Die Medienwelt ist eine andere geworden als noch vor einigen Jahren. Das „Wir geben dir, du gibst uns“ der 1990er Jahre existiert so nicht mehr. Früher gab es vor allem 1 oder 2 Sportjournalisten vom BR, einen von der Bildzeitung. Man kannte sich, man wusste, was man bekommt, wenn man etwas gibt – und umgekehrt. Und -mit seltenen Ausnahmen- man respektierte sich. Damals hatte der FC Bayern die Medienwelt irgendwie unter Kontrolle. Aber 2, 3 größere Medien auch ein bisschen den FC Bayern. Kleinere Sender, die der FC Bayern wohl als nicht so wichtig ansah, hatten kaum eine Chance auf ein Interview. Heute schreibt jeder über alles, und wenn man kein eigenes Interview bekommt, dann schreibt man eben, was man woanders gelesen hat und interpretiert es auf neue. Nein, neu nicht. Es wird alles unzählife Male aufgewärmt und umgedreht. Man interpretiert es auf seine Weise. Ist wohl der passendere Ausdruck.
Heutzutage wundert sich Oliver Kahn, wenn Berichterstatter mit dem Berater von Robert Lewandowski sprechen, und die wundern sich wiederum, dass ein Oli Kahn das nicht weiß. Diese Entwicklung ist einerseits gut andererseits gefährlich. Dass der FC Bayern die Berichterstattung nicht mehr so leicht steuern kann, wie das früher der Fall gewesen war, ist sicher positiv. Dass aber viele Interna nach außen und viele Meinungsverschiedenheiten auf den Seiten der Medien ausgetragen werden, ist gefährlich. Denn unbewusst werden viele Medien so zum Instrument, um Dinge zu verbreiten, die früher nicht so ungefiltert weiter gegeben worden wären. So gelangen Unwahrheiten in Umlauf, so werden Fans und Leser täglich überschüttet mit Halbwahrheiten, deren Richtigkeit kaum mehr einzuschätzen ist. Und die die Meinung von manchem unbewusst vielleicht beeinflusst. Vertragsverhandlungen sind nicht mehr da, wo sie hingehören, hinter verschlossene Türen. Zu viele „Experten“ reden mit über Dinge, von denen sie nur einen Bruchteil kennen. Fans werden durch die manchmal fast stündlich die Richtung wechselden Nachrichten genervt. Und so wird das eigentlich Wichtige, der Sport immer mehr verdrängt. Oliver Kahn hat seine Stelle zu einem Zeitpunkt übernommen, an dem dieser Wandel in der Berichterstattung seinen (zumindest bisherigen) Höhepunkt erreicht hat. Ganz scheint er damit, wie manch andere seiner Kollegen auch, noch nicht zurecht zu kommen. Wie auch. Muss er sich doch Belehrungen zu Dingen anhören, die er viel besser weiß. Muss Sachverhalte zu Tatsachen machen, die noch keine Tatsachen sind. Muss Millionen Menschen Dinge erklären, wovon ihm selbst noch wichtige Fakten fehlen. Muss Dinge erzählen, die er zwar weiß aber nicht erzählen sollte. Ein bisschen scheint dem FC Bayern daher die Kontrolle entglitten zu sein, über die Berichterstattung. Den Berichterstattern aber auch, denn was wahr und falsch ist, kann kaum mehr einer so wirklich unterscheiden. Aussagen von Interviewpartnern werden bewusst gegeben, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Wahrheitsgehalt in manchen Fällen kaum mehr zu bestimmen. Das ist weder für die Medien gut, deren Glaubwürdigkeit auch deswegen massiv gelitten hat. Und für den Verein, der sich täglich mit neuen Behauptungen aus „dem Umfeld der Spieler“ konfrontiert sieht. Eine bessere Balance zu finden, wäre sicher für alle Seiten hilfreich.

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