Optimismus, wo bist du?
Optimismus, wo bist du? Ich dachte wirklich, jetzt hat der FC Bayern Fahrt aufgenommen Richtung Meisterschaft. Ich wollte mal nicht pessimistisch sein. Etwas mehr Optimismus, das haben mir ja schon einige von euch immer mal wieder gewünscht. Aber im Moment fürchte ich, mein Anfangs-Pessimismus könnte zurückkommen und die Oberhand behalten. Der teure Transfer von Sadio Mané: So gern wir ihn alle mögen, Mané scheint in München nicht wirklich Fuß zu fassen. Ok, er war verletzt. Aber auch vorher hat unser „Mr. Abseitstor“ noch nicht wirklich gezeigt, was alle von ihm erwarteten. Hat mich schon im September gestört. Aber da war es natürlich noch zu früh und den Satz „Gib ihm etwas Zeit“ habe ich einige Male gehört. Hab ich natürlich gemacht, ihm Zeit gegeben. Aber wie gesagt, mein Anfangs-Pessimismus ist zurück.
Und dann ist da Jamal Musiala. Ja, die gesamte Fußballwelt liebt ihn. Und wer etwas gegen ihn sagt, wird im besten Fall belächelt. Aber die Effizienz seiner tollen Dribblings ist, wenn wir alle mal ehrlich sind, tatsächlich inzwischen sehr gering. Da müsste öfter ein Tor oder ein Assist folgen. Und es gibt effizientere Spieler.
Es gibt ein paar Spieler im Team des FC Bayern, die immer ihre gewohnt solide Leistung abrufen. Joshua Kimmich zum Beispiel. Und es gibt ein paar, die eine tolle Leistung zeigen, dann aber durch einen unbedachten Fehler Gegentore verursachen. Bestes Beispiel vermutlich Dayot Upamecano. Auch wenn ich den Elfmeter im Spiel gegen Leverkusen nicht unbedingt als gerechtfertigt angesehen habe. Und dann gibt es Spieler, die zwischen Top-Leistung und Nicht-Vorhandensein pendeln. Beispiele gibt es hier viele. Am auffälligsten wahrscheinlich Serge Gnabry.
Und wir haben noch Hansi Flick und die viel geschmähte Länderspielpause. Wie oft musste Hansi Flick Spieler des FC Bayern diese Saison in einer Krise für die Länderspielwoche(n) übernehmen. Zunächst hat er Leroy Sané noch ins Team berufen, was diesem sichtlich gut getan hat. Diesmal hat er ihn nicht mitgenommen. Auch ein Zeichen. Für die Nationalmannschaft und ihr zukünftig hoffentlich besseres Abschneiden wohl das einzig Richtige. Was es für den jeweiligen Spieler bedeutet, wird wohl individuell verschieden sein. Es zeigt aber, dass die Zeit der Schonung vorbei ist. Hatte ich mir schon vor der WM gewünscht. Hat nicht geklappt.
So oft wie in dieser Saison wurde noch nie von „Krise“ gesprochen beim FC Bayern. Krise, keine Krise, doch wieder eine Krise, Krise überwunden. So oft wie in dieser Saison wurde auch noch kein Trainer vom FC Bayern von Fans und Medien angezählt – und ist dann doch Bayerntrainer geblieben. Fand ich schon Ende 2021 eine spannende, aber doch für den FC Bayern ganz ungewohnte Konstellation.
Tja, und dann wäre da noch Borussia Dortmund… Da war meine Meinung zu Beginn der Saison, dass sie sich gezielt und passend zum Team verstärkt haben. Und dass sie deshalb diesmal eine gute Chance auf die Meisterschaft haben. „Das heißt es doch jede Saison“, wurde ich oft in den Sozialen Medien belehrt. Dass dann tatsächlich keine absolute Top-Leistung von Borussia Dortmund kam, hat mich in dieser Saison aber trotzdem wirklich verwundert. Für viele war es hingegen wieder der typische Verlauf. Dortmund erst als Konkurrent um die Deutsche Meisterschaft gefeiert, dann sehr schnell als doch keine Konkurrenz wieder abgetan. Nun sieht es aber so aus, als hätte sich die Mannschaft eingespielt und hat etwas, das beim FC Bayern mit all dem Auf- und Ab fehlt: Konstanz im Team. Es reicht vielleicht nicht für die internationale Bühne, aber für die Bundesliga allemal. Und jetzt bin ich wirklich gespannt, ob der FC Bayern das zeigt, was ihn in dieser oft durchwachsenen Saison auszeichnet. Nämlich, dass sie im entscheidenden Moment da sind, das entscheidende, ja „richtungsweisende“ Spiele wieder für sich entscheiden. Dass diese Saison nicht spannend ist, kann nun wirklich keiner mehr behaupten.