
Der neue Nagelsmann: Herz statt Taktik
Wow, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ein Interview von Julian Nagelsmann so gut finde. Ich bin, wie ihr vielleicht wisst, ja kein allzugroßer Fan von ihm. Warum? Weil er für mich den Fußball zum Football macht, mit unzähligen Analysen, Takitken und einem System, das fast ausschließlich auf diesen basiert. Und weil er meistens beleidigt die Schuld bei Schiedsrichter, Rasen, den Journalisten oder wem auch immer gesucht hat, wenn sein System mal wieder versagt hat.
Nach dem Spiel gegen die Slowakei war das anders. Julian Nagelsmann hat anscheinend kapiert, dass es nicht die Analysen sind, die ein Spiel gewinnen. Sondern Spieler, die ihr Herz auf dem Platz lassen. Die ein Feuer und einen Willen in sich tragen.
Ob es ihm und der Mannschaft etwas bringt, dass Nagelsmann das nun verstanden hat, und vor allem ob er ein Trainer ist, der dem Team das Feuer zurückgeben kann, das es braucht, ist eine andere Sache. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass die Spiele, die uns Fans die Identifikation mit der Nationalmannschaft und die Freude an den Spielen zurückgegeben haben, eher auf das Konto von Sandro Wagner gegangen sind. Während Julian Nagelsmann analysiert hat…
Man sollte Nationalspieler nicht motivieren müssen, ein WM-Qualifikstionsspiel zu gewinnen. Aber man muss ihnen anscheinend die richtige Einstellung vermitteln.
Denn die jetzige Generation ist anders. Da gibt es keine Spieler mehr, die für andere durchs Feuer gehen, die alle mitreißen. Die heutige Generation hat nicht mehr dieses Kämpfer-Gen. Liegt vielleicht daran, dass sie es im Allrag auch nicht mehr so haben muss. Da sind mit Filter bearbeitete Instagram-Fotos wichtiger als dreckige Sportkleidung. Deshalb braucht es keinen Trainer, der den Spielern sagt, wie sie Fußball spielen müssen. Das können sie. Es braucht einen, der ihnen die richtige Emotion und Einstellung vermitteln kann.
Ich bin gespannt, ob Nagelsmanns Erkenntnis etwas bringt. Oder ob wir die WM 2026 gleich aus unserem Terminkalender streichen können.