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Endlich nicht mehr Meister!

Eine tolle CL-Saison, eine Bundesliga-Saison, die nicht den Ansprüchen eines FC Bayern gerecht wird. Warum dieser Unterschied? Diese Frage haben sich wohl einige in dieser Saison gestellt. Dass es nicht an der Qualität des Kaders liegen kann, beweisen die guten Spiele in der europäischen Königsklasse. Woran liegt es also dann?
In den meisten schlechten Spielen hat man 1. keine gute Teamleistung gesehen und 2. ratlose, zum Teil verunsicherte Spieler. Und fast immer lag es nicht unbedingt daran, dass die Gegner zu gut waren. Meistens hat sich der FC Bayern diese Saison selbst geschlagen. Es ist anstrengend, immer ganz oben zu sein. Körperlich, wie mental.

Wenn wir also nach den Gründen dafür fragen, dann fallen mir 2 Gründe ein:

1. Die anderen Mannschaften haben irgendwann gemerkt, dass man diesen FC Bayern schlagen kann. Die Angst vor dem großen FC Bayern war also weg. Ein wichtiger Faktor, der den FC Bayern in der Vergangenheit schon mal in weniger guten Spielen zum Sieg verholfen hat. Diese Saison jedoch war die Motivation, ebenfalls einen oder drei Punkte gegen Bayern zu holen, bei vielen Vereinen stärker.

Und der 2. Punkt: Der FC Bayern ist zu gut für die Liga. Ja, ihr habt richtig gelesen. Wenn man 11x Deutscher Meister wird, wenn ein Rudi Völler sagt „Wenn du beim FC Bayern einen 5-Jahresvertrag unterschreibst, dann wirst du mindestens 4x Deutscher Meister“, dann glaubt man irgendwann, dass das immer so ist. Die Routine ist im Kopf verankert. Und auch wenn immer wieder betont wird, dass ein Bundesligaspiel gegen einen Gegner vom Tabellenende genauso wichtig ist, wie ein Spiel in der Champions League, es ist es nicht. Man hat das irgendwo, wenn auch ganz hinten im Kopf, aber man hat es drin. Die Atmosphäre im Stadion ist eine andere, die Gegner sind definitiv schwächer, es geht nicht in einem oder zwei Spielen ums Weiterkommen oder Ausscheiden.

Seien wir mal ehrlich: die Vorwürfe der anderen Fans, dass die Meisterfeier auf dem Marienplatz nicht gerade in Extase ausartet, sie stimmen. Einzig Thomas Müller hat immer versucht, die Fans etwas bei Laune zu halten. Und auch die waren längst nicht mehr so in Feierlaune wie früher. Als man mit Sammy Kuffour, noch „Wir wollen rot-weiße Trikots“ gesungen hat.

Man weiß, dass man seit 11 Jahren der Beste ist. Unschlagbar. Wäre das in der Champions League ebenfalls der Fall gewesen, würde es da in dieser Saison vielleicht ähnlich schlecht aussehen. Aber da ist man eben lange nicht mehr der Beste gewesen. Man muss sich also anstrengen. Und man tut es. Schon ganz unbewusst. Es gibt keinen mentalen Schlendrian.

Nun mag manch einer sagen: Das sind teuer bezahlte Profis. Oder „Irgendwann muss ich doch merken, dass ich mich mehr anstrengen muss.“ Stimmt alles. Stimmt alles. Aber das Gehirn lässt sich nicht so leicht manipulieren. Hat man es nicht in der letzten Saison auch noch auf den letzten Drücker geschafft? Hat Borussia Dortmund nicht immer wieder für den FC Bayern gespielt? War das Bayerndusel nicht doch noch da? Na also. Warum also sollte es diese Saison nicht auch klappen. Schließlich ist man ja der FC Bayern. Schließlich hat man einen qualitativ hochwertigen Kader.

Und wenn es dann doch nicht klappt, ist man verunsichert. Und das waren Thomas Tuchel und seine Jungs einige Male in dieser Saison. Ratlos. So hat es sich dann hoch geschaukelt, bis irgendwann gar nix mehr ging. Ich bin mir fast sicher, dass auch Thomas Tuchel im März 2023 mit der Meinung seinen Dienst angetreten hat, dass er mit dem FC Bayern und seiner Erfahrung mindestens 2 Titel pro Saison holt.

Insofern ist es nun wahrscheinlich gut, dass – wie Thomas Müller sagte – der FC Bayern jetzt nicht mehr der Gejagte ist, sondern die Jäger sind. Dass sie nicht mehr die Besten, die Unbesiegbaren sind.

Das Selbstvertrauen, der unbesiegbare FC Bayern zu sein, das muss natürlich wieder zurück kommen. Aber nicht die Gewissheit, es zu sein. Denn das ist ein großer Unterschied.

Selbstvertrauen müssen sie nach außen wieder zeigen, damit die Gegner wieder Respekt haben. Die Spieler selbst müssen aber wieder lernen, dass jeder Sieg wirklich erkämpft werden muss. Dass jeder Schlendrian, ob spielerisch oder eben auch gedanklich, den Gegner zurück ins Spiel holt. Den Gegner, den man in der kommenden Saison jagen muss. Ich bin sicher, die Spieler werden das irgendwann verinnerlichen. Und dann dürfen wir uns über einen neuen, alten FC Bayern freuen.

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