Hass und Häme: Quo vadis, Fußball?
Hass und Häme, im Fußball leider mittlerweile an der Tagesordnung. Wie oft müssen wir erleben, dass Spieler wie Dayot Upamecano aufgrund eines kurzen Stotterers oder aufgrund seiner Hautfarbe im Internet Hass und Häme ausgesetzt sind. Ebenso oft und ebenso unverständlich ist, dass wochen-, ja monatelang immer auf den gleichen Spieler eingehackt wird. Egal, was er macht. Letzte Saison war es Leroy Sané, diese Saison ist es Joshua Kimmich.
Aber Hass und Häme machen, wie ich kürzlich miterleben musste, nicht außerhalb der sozialen Medien Halt. Die Hoffnung, dass sich diejenigen außerhalb des vermeintlich geschützten Raumes Internet nicht trauen, hat sich leider nicht bestätigt.
Hass und Häme im deutschen Fußball setzt mittlerweile bereits am Anfang der sportlichen Entwicklung von Fußballern an, sprich in den Jugendmannschaften. Kinder können grausam sein, heißt es ja oft. Wenn manche Kinder aufgrund der Wahl ihres Fantrikots von anderen Kindern verspottet werden, bis sie sich ihr Trikot nicht mehr trauen zu tragen (ein Fall, den ich kürzlich mitbekommen habe), dann ist das schlimm. Aber ich denke, dass vieles davon nicht von den Kindern ausgeht. Denn Kinder sind eigentlich tolerant. Hautfarben oder andere Äußerlichkeiten interessieren sie nicht. Wenn sie es nicht anders vorgelebt bekommen.
Denn oft sind es tatsächlich die Eltern am Spielfeldrand. Mir ist absolut klar, dass man sich aufregt, Sorgen macht oder den Gegner gerade nicht besonders gern hat, wenn das eigene Kind gefoult wird. Und dass man seinen Kindern den Sieg wünscht, ist ebenso verständlich. Dass gerade, wenn es um die eigenen Kinder geht, die Emotionen immer besonders schnell hochkochen, auch dafür habe ich vollstes Verständnis. Aber immer öfter bekomme ich mit, wie Eltern die gegnerischen Spieler, oft noch Kinder, weit unter der Gürtellinie beleidigen. Da werden Vorurteile ausgepackt, Wörter verwendet, die ich hier nicht wiedergeben möchte, und Spieler aufgrund ihrer Herkunft beleidigt. Gerade Letzteres hat mich kürzlich besonders schockiert. Und das leben die Eltern ihren Kindern vor. Da ist es kein Wunder, dass sich Hass und Häme mittlerweile vom Jugendbereich bis hinauf in die Profiligen ziehen.
Fußball war einmal die schönste Nebensache der Welt. In den Vereinen wurden Freundschaften fürs Leben geschlossen. Gemeinsamer Sport hat dafür gesorgt, dass Vorurteile abgebaut werden, wenn man gemeinsam auf dem Feld steht. Im Moment sieht es für mich aber mehr und mehr danach aus, als würde hier nicht mehr die Basis für ein gelebtes Miteinander, sondern der Grundstein für Hass und Häme gelegt. Quo vadis, Fußball?